Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. VORGESCHICHTE
2.1 Die letzten Jahrhunderte vor Christus
2.2 Allegorie bei den Griechen und Juden
2.3 Philo von Alexandria
3 KIRCHENVÄTER
3.1 Apostolische Väter
3.1.1 Clemensbriefe
3.1.2 Ignatius von Antiochien
3.1.3 Polykarp
3.1.4 Barnabasbrief
3.1.5 Hirte des Hermas
3.1.6 Didache
3.2 Griechische Apologeten
3.2.1 Justin der Märtyrer
3.2.2 Tatian
3.2.3 Athenagoras
3.2.4 Melito
3.2.5 Brief an Diognet
3.2.6 Theophilus
3.3 Alexandrinische Väter
3.3.1 Clemens
3.3.2 Origenes
3.4 Altkatholische Väter
3.4.1 Irenäus
3.4.2 Hippolyt
3.4.3 Tertullian
3.4.4 Cyprian
3.5 Zusammenfassung
4 SCHLUSSFOLGERUNG
4.1 Einfluss der Kirchenväter
4.2 Der Machtstellung Kaiser Konstantins
4.3 Antijüdische Tendenzen
4.4 Erkenntnisse
4.5 Schlusswort
BIBLIOGRAPHIE
Quellentexte
Sekundärliteratur
ANHANG
Beziehungsmatrix der Kirchenväter
Glaubensbekenntnisse
1 EINLEITUNG
Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?
Mit dem Apostel Johannes und dem Buch der Offenbarung endete eine Epoche. Es stellt sich somit die Frage, was in dieser Zeit um 90 n. Chr. (Johannes schrieb die Offenbarung) bis zum 1. Ökumenischen Konzil 325 n. Chr. passiert ist.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung der historischen Texte, wobei der Schwerpunkt der Arbeit im Quellenmaterial der Kirchenväter aus der vornizäischen Epoche zu suchen ist. Die Kirchengeschichte, vor der Zeit Kaiser Konstantins, soll selber zu Wort kommen. Kirchenväter, die in ihren Werken keine trinitarischen Texte oder Überlegungen in dieser Richtung vorgenommen haben, werden nicht berücksichtigt. Ebenso Textfragmente, die nicht ausreichend Substanz für eine trinitarische Entwicklung belegen.
Die Kirchenväter und Apologeten aus dieser Zeit waren mehrheitlich Neoplatoniker. Es stellt sich daher die Frage, welchen Einfluss diese Denkform auf die Entwicklung der Trinitätslehre hatte. Wie haben sich Begriffe wie Wesenheit/Substanz und Hypostase bei den Kirchenvätern entwickelt, die in das Nizäische Glaubensbekenntnis eingeflossen sind? Welchen Einfluss hat die sprachliche Verschiebung vom Aramäisch-Hebräischen ins Griechische, wo Mensch, Welt und Gott anders erfasst und artikuliert werden? Generell steht die Frage im Raum, sind ausserchristliche Strömungen nachzuweisen, und wie hoch war dieser Einfluss auf das trinitarische Dogma?
prüfet aber alles, das Gute haltet fest. (1. Thessalonicher 5,21)
Diese [Beröer] aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte. (Apostelgeschichte 17,11)
2 VORGESCHICHTE
2.1 Die letzten Jahrhunderte vor Christus
Zur einer Zeit, in der durch Alexander den Grossen die nationale Selbstständigkeit der Völker aufgehoben wurde, in der Griechen und Barbaren einander nähergebracht wurden, in der auch die Abgeschlossenheit der griechischen Geistbildung aufhörte, trat zum ersten Mal das auserwählte Volk Gottes mit seinen schriftlich aufgezeichneten Offenbarungen und mündlichen Überlieferungen in nähere Berührung mit der griechischen Welt.
Griechische Betriebsamkeit drang in Israel ein. Es wurden neue Städte gegründet und alte Städte wurden umgebaut, so dass griechische Ortsnamen in grösserer Zahl im Heiligen Land auftauchten. Der Geschäftsverkehr führte die Juden in die griechischen Städte Israels und über diese hinaus nach Kleinasien, Griechenland und Nordafrika. Bald erstreckte sich die jüdische Diaspora über viele diese Orte. An allen Orten bewahrten die Juden ihre religiöse Eigenart. Ihr Glaube wurde fast überall geduldet. Sie beachteten Sabbate, Neumonde, Jahresfeste und führten die Tempelsteuer nach Jerusalem ab. Zu den Hauptfesten kamen sie regelmässig nach Jerusalem.
Im Römischen Reich hatten sie eine eigene Vermögensverwaltung, Jurisdiktion und waren befreit vom Militärdienst.1 Trotz des Versuches, sich von der heidnischen Umgebung abzugrenzen, nahm die Hebräische Schrift unter ihnen immer mehr ab. Sie waren auf die griechische Sprache angewiesen, durch den täglichen Handel. Dies führte schliesslich dazu, dass immer weniger Juden die Bibel in ihrer ursprünglichen Sprache verstanden. Es wurde eine griechische Übersetzung des Alten Testamentes notwendig.
Diese entstand in Alexandria. Die Stadt Alexandrien, um 332/331 v. Chr. durch Alexander den Grossen gegründet, hatte ursprünglich einen strategischen Zweck, da sich Ägypten als das wichtigste Getreideland am Mittelmeer befindet.2 Die Stadt wurde Zentrum der griechischen Bildung mit zahlreichen staatlichen und privaten Schulen, vor allem der Akademie. Die verschiedensten philosophischen Strömungen haben hier ihre Vertreter. Sehr früh führte es zu Religionsvermischungen zwischen den griechischen und orientalischen Gottheiten, wobei sie die Kulte voneinander übernahmen.
Die Mission und Apologetik dienten schon damals dazu, den jeweiligen Standpunkt und Richtigkeit zu behaupten. Diese gegenseitige Befruchtung machte später nicht Halt vor den Juden. Es bildeten sich Systeme, die versuchten, das Judentum und den Hellenismus auszugleichen.3 Diese Geistesrichtung wird als alexandrinische Theosophie bezeichnet. Es handelt sich um einen Synkretismus mosaischer Theologie und griechischer Philosophie, speziell platonischer und stoischer Lehren. Diese Angleichung zwischen dem Judentum und der Philosophie ist von den Christen übernommen und weiterentwickelt worden.
Ein Meilenstein zwischen dem Juden- und Griechentum ist die griechische Übersetzung (Septuaginta/LXX) des Alten Testamentes. Die Juden hatten jetzt ein Instrument für ihre Mission. Zudem wird die griechische Sprache nun auch religiös legitimiert, was zur Minimierung der kulturellen Differenz zwischen der jüdischen Diaspora und den Griechen führte4. Diese Übersetzung wurde von den Juden Alexandrias jedes Jahr mit einem Gedenktag auf der Insel Pharos gefeiert. Der jüdische Philosoph Philo bedanke sich in seiner Schrift für die Erstellung der Septuaginta5 (Vit Mos II 7,41):
Daher wird auch noch, bis auf den heutigen Tag, alljährlich ein Fest und eine Festversammlung auf der Insel Pharus abgehalten, zu der nicht nur Juden, sondern auch andere, in sehr grosser Menge hinüberfahren, um den Ort zu verherrlichen, an dem zum ersten Mal das Licht dieser Übersetzung erstrahlte, und um der Gottheit den Dank für die alte, stets jung bleibende Wohltat abzustatten…
Schon bei Beginn des Babylonischem Exils hatten Auswanderungen nach Ägypten stattgefunden (Jer. 26,21ff; 43,5ff). Unter den ersten Begründern Alexandrias sollen sich Juden befunden haben und unter dem General Ptolemaios I. (367 v. Chr. - 283 v. Chr.) war eine grössere jüdische Kolonie dort angesiedelt worden (Jos. Ant. XII, 7). Im ersten Jahrhundert vor Christus hatte sie von fünf Quartieren zwei inne (Philo Flacc. M. II, 525).
Nirgendwo übte die veränderte Umgebung einen solchen Einfluss auf das jüdische Denken aus als in Alexandria. In dieser Weltstadt herrschte reger geistiger Verkehr. Die verschiedensten religiösen und philosophischen Ideen trafen hier zusammen. Trotz ihres Versuches ihre Glaubensinteressen durchzusetzen, konnten sich die Juden dem Einfluss des hellenistischen Ideenkreises nicht entziehen. Sie traten aus ihrer Abgeschlossenheit heraus und machten sich mit griechischer Kunst und Sitte vertraut. Sie studierten griechische Dichter, Geschichtsschreiber und Philosophen.6 Besonders die Systeme Platons7 und der Stoiker8 zogen sie an. Für die Juden entstand nun die schwierige Aufgabe, diese neue Gedankenwelt mit ihren bisherigen Anschauungen und Vorstellungen auszugleichen. Es galt nun, die antike Philosophie und ihren Offenbarungsglauben zu versöhnen. Ein weiterer Punkt ist die Sonderstellung der Juden, welche sie als unbequeme Mitbürger und fremdes Element in der hellenistischen Welt darstellten. Es wurde ihnen vorgeworfen, dass sie allen übrigen Völkern in der Kulturentwicklung weit nachstünden und für die Kultur nichts geleistet hätten (Jos. c. Ap. I, 1-218). Die Juden wurden verspottet wegen ihrer bilderlosen Gottesverehrung, des Sabbats und des Verzichts auf Schweinefleisch. Passagen in der Schrift (z.B. der Turmbau zu Babel) wurden als Märchen abgetan. Die Juden waren in den Augen der Griechen Primitivlinge, mit all ihren zwecklosen und sinnlosen Vorschriften.
Es war nun an den Juden die Aufgabe zu lösen, die griechische Philosophie mit den Buchstaben der Schrift anzugleichen. Zudem sollten auch die Angriffe der Heiden auf ihre Religion abgewendet werden. Die Philosophie wurde jetzt als Hilfsmittel eingesetzt, um ihren Glauben bei den Gegnern in einem möglichst günstigen Lichte erscheinen zu lassen. Die Juden bedienten sich der hellenistischen Philosophie: Die Lösung war die Allegorie.
2.2 Allegorie bei den Griechen und Juden
Die ältesten griechischen Philosophen (Vorsokratiker), die sich mit der Entstehung der Welt und der weltbildenden Kräfte beschäftigten, trafen in ihren Ansichten zum Teil wenigstens mit dem zusammen, was die Dichter Homer (850 v. Chr.) und Hesiod (700 v. Chr.) ausgesprochen haben. Diese beiden sind auch die Hauptquellen der griechischen Mythologie. Das Urwasser9 des Philosophen Thales (624–547 v.Chr.) kann man mit dem Flussgott Okeanos bei Homer, die Urluft10 des Philosophen Anaximenes (585–528/524 v. Chr.) dem Chaos, dem Urzustand der Welt, von Hesiod gleichsetzen11.
Die nachfolgenden Philosophen halfen sich (um sich nicht dem Vorwurf des Abweichens vom Volksglauben auszusetzen und als Irrlehrer dargestellt zu werden) damit, dass sie ihre Lehrmeinungen in die Mythen hineindeuteten. Die Brücke, die die Philosophen mit den religiösen Anschauungen verband, war die Allegorie. Sie versuchten in ihren Schriften die ursprünglichen Götterfabeln nachzuweisen. Die verschiedenen philosophischen Schulen versuchten dadurch, die Texte nicht nur wörtlich zu verstehen, sondern einen verborgenen Sinn in ihnen zu entdecken. Die wichtigsten Allegorien finden sich bei Cicero (De nat. deor. II, 25,64; 27,69) und bei Philo (De deacal. 54-56).
Die Frage, ob das Alte Testament ausser dem eigentlichen Sinn, noch einen höheren, verborgenen-geistigen Sinn enthält ist zu bejahen. So ist nach Jesu eigener Erklärung Jonas dadurch, dass er drei Tage und drei Nächte im Bauche des Fisches war, ein Typus Christi, der auch solange im Grabe ruhen sollte (Mt 12,39-40). Adam ist der Typus Christus (Röm 5,14), die eherne Schlange ein Sinnbild der Erhöhung des Messias am Kreuze (Joh 3,14 -> 4Mo 21,8-9). In Hesekiel 15 sind unter dem Bilde des abgeschnittenen Weinstocks, der verbrannt wird, die Einwohner Jerusalems gedeutet. Die Allegorie, die das Verhältnis Gottes zu seinem Volke unter dem Bilde des Brautstandes schildert, ist der Götzendienst Israels, dementsprechend als Ehebruch dargestellt (Jes 50,1; 54,5). Bei all diesen Allegorien in der Bibel geht aus dem Text, Zusammenhang und Sprachgebrauch hervor, dass die Erzählungen in einem übertragenen Sinne zu verstehen sind.
Mose verwendet sinnliche Ausdrücke, um etwas Geistliches zu beschreiben. Wenn er der „göttlichen Macht“ Hände, Füsse, Antlitz und Gang zuschreibt, sollte man nicht bei diesen Ausdrücken stehen bleiben. Genauso wenig macht es Sinn, sich räumlich und zeitlich vorzustellen, wie Gott auf den Sinai „hinabgestiegen“ ist. Die Verwendung von Anthropomorphismen bedeutet nur, Gott werden zum besseren Verständnis menschliche Merkmale zugeschrieben. Gott ist allmächtig und überall. Mose wollte hier nur eine wunderbare Offenbarung Gottes schildern.
Wenn aber die alexandrinischen Juden der letzten Jahrhunderte vor Christus von Allegorien im Gegensatz zum Wortsinn der Schrift sprachen, so hatten sie nicht diesen geistigen Sinn des Messias und des Reiches Gottes im Blick, sondern meinten ganz allgemein bildliche Reden.
Indem die gebildeten hellenistischen Juden die allegorische Erklärung auf die Schrift angewendet hatten, waren sie sich nicht bewusst, dass sie ganz fremde Ideen entwickelt hatten. Die Philosophie sollte ihnen ein Mittel zum besseren Verständnis ihres Glaubens sein. Sie verkannten aber, dass sie damit vom Glauben ihrer Väter abwichen. Die Lehrsätze der verschiedenen philosophischen Systeme sind oft mit dem Offenbarungsglauben unvereinbar, wie die Lehre von Präexistenz der Seele, die Ideenlehre oder die Lehre von der Bosheit der Materie. Durch diese Methodik, nämlich der Exegese beruhend auf philosophischen Lehrsätzen, übertrugen sie diese auf die Heilige Schrift.
Von der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts an, wird die Allegorie unter den alexandrinischen Juden allgemein anerkannt und gelehrt. Es hatte aber auch solche, die sich dieser Auslegung widersetzen. Philo schreibt über sie verächtlich (De cherub. 42):
Jenen, die von einer unheilbaren Krankheit befallen sind, dem Pochen auf Worte, dem Kleben an Namen und der Gaukelei mit Gebräuchen, wollen wir die geheiligten Geheimnisse nicht mitteilen.
2.3 Philo von Alexandria
Philo, mit dem Beinamen der Philosoph (15 v. Chr. – 40 n. Chr.), war der bedeutendste jüdische Apologet. Er besuchte das Gymnasium und lernte Kunst, Philosophie und Mathematik. Nach Eusebius hatte er sehr grosses Ansehen in Alexandrien, trotz seiner hebräischen Abstammung (Hist Eccl II 4,2). Als Jesus gekreuzigt wurde, war er ca. 50 Jahre alt. Zudem wird seine hohe Kenntnis der heidnischen Bildung hervorgehoben, speziell der platonischen und pythagoreischen Philosophie (Hist Eccl II 4,3). Wichtigster Fixpunkt seiner Biographie war die Leitung einer Gesandtschaft zum Kaiser Gaius Caligula im Jahre 39/40, die der Wiederherstellung jüdischer Bürgerrechte in Alexandrien dienen sollte, aber erfolglos war.12
Obwohl Philo ein jüdischer Philosoph war und durch seine allegorische Auslegung des Alten Testamentes in erster Linie eine Versöhnung zwischen dem Judentum und Hellenismus erreichte,13 hatte er mit seiner Logoslehre einen grossen Einfluss auf die frühchristliche Entwicklung. Seit den frühen christlichen Literaten ist Philo zum Ehrenkirchenvater honoris causa erhoben worden.14 Seine Schriften sind von der christlichen Kirche überliefert. Den Kirchenvätern ist klar, wie viel sie Philo zu verdanken haben.15 Clemens nimmt in seinem Werk Teppiche sehr ausführlich auf ihn Bezug. Auch Origenes und spätere Kirchenväter verdanken ihm ganz besonders die allegorische Bibelauslegung. Philos Logosbegriff kann für die Christologie ausgewertet werden und seine triadische Struktur der Kräfte Gottes für die Trinitätslehre. In seinem zweiten Buch Allegorische Erklärung der Gesetze heisst es (Leg All 2,86):
Aber das allgemeinste aller Dinge ist Gott; Und zweitens das Wort Gottes. Aber andere Dinge haben eine Existenz nur im Wort, aber in der Tat sind sie manchmal gleichbedeutend mit dem, was keine Existenz hat.
Hier wird schon eine Reihenfolge sichtbar. Das Allgemeinste ist nach Philo der Gott und als zweiter der Logos, durch den alles andere existiert. Dieser Logos wird bei Philo auch als Erstgeborener Sohn bezeichnet (vgl. Agric 51). In seinem Werk Über die Cherubim schreibt er (Cher 27):
Es erzählte mir, dass es in dem einen lebendigen und wahren Gott zwei höchste und primäre Kräfte Güte und Autorität gab; Und dass er durch seine Güte alles geschaffen hatte, und durch seine Autorität regierte er alles, was er geschaffen hatte
Die beiden Kräfte befinden sich im Inneren Gottes. Durch diese Güte ist alles erschaffen, was auf den Logos schliessen lässt. Er vermittelt nicht nur zwischen Gott und der geschaffenen Welt, sondern auch zwischen den beiden Kräften über die Gott in der Welt wirkt (Vit Mos II 8,99):
Aber ich selbst soll sagen, dass das, was hier unter einer Figur dargestellt wird, die zwei ältesten und höchsten Mächte des göttlichen Gottes sind, nämlich seine Schöpfung und seine königliche Macht; Und seine schöpferische Kraft wird Gott genannt; Nach der er dieses Universum arrangiert, geschaffen und geschmückt hat, und seine königliche Macht wird Herr genannt, wodurch er über die Wesen herrscht, die er geschaffen hat, und regiert sie mit Gerechtigkeit und Festigkeit;
Kraft schliesst daraus, dass diese beiden Kräfte, die den Namen „God“ (Gott) und „Lord“ (Herr) tragen, gleichbedeutend sind mit „goodness“ (Güte) und „authority“ (Macht) im vorherigen Zitat (vgl. Cher 27). Sie sind die Ursache des Schaffens Gottes Güte und die Ursache des Herrschens Gottes Macht ist.16 Diese beiden Kräfte wirken aber nicht unmittelbar auf die Materie, dazwischen hat es noch eine vermittelnde Stufe: die Welt der Ideen. Philo bezieht Stellung gegen Personen, die die Ideen leugnen (Spec Leg 1,329)
Denn einige behaupten, dass die unkörperlichen Ideen nur ein leerer Name sind und keine Teilnahme an einer wirklichen Tatsache haben, indem sie das wichtigste aller Essenzen aus der Liste der existierenden Dinge entfernen, obwohl es tatsächlich das archetypische Modell aller Dinge ist, die das sind Unterscheidenden Wesensqualitäten, wonach jedes Ding seiner eigenen Art zugeordnet und auf seine richtigen Dimensionen beschränkt ist.
Jedes Glied in dieser Kette ist ein Abbild des vorhergehenden Gliedes. Der Logos ist ein Abbild Gottes, die Ideen bilden den Logos ab. Der Kosmos der Ideen bildet sich in der sichtbaren Welt ab und diese sichtbare Welt wiederum im Menschen wo sich der Kreis zu Gott schliesst, womit der Mensch zur Ebenbildlichkeit Gottes kommt (Op Mund 24-25):
Und wenn jemand es wünschte, mehr unverhüllte Begriffe zu gebrauchen, so würde er nicht die Welt nennen, die nur für den Intellekt wahrnehmbar ist, irgend etwas anderes als den Grund Gottes, der bereits in der Schöpfung der Welt beschäftigt ist; Denn keine ist eine Stadt, die nur für den Intellekt wahrnehmbar ist, alles andere als die Vernunft des Architekten, der bereits entwirft, um ein Wahrnehmbares für die äusseren Sinne zu schaffen, nach dem Vorbild dessen, was nur dem Intellekt entspricht. Das ist die Lehre von Mose, nicht meine. Dementsprechend behauptet er, wenn er die Schöpfung des Menschen in nachfolgenden Worten behauptet, ausdrücklich, dass er nach dem Bilde Gottes gemacht worden sei und wenn das Bild ein Teil des Bildes sei, so ist offenbar auch die ganze Gestalt. Die durch die äusseren Sinne wahrnehmbar ist, die eine grössere Nachahmung des göttlichen Bildes ist als die menschliche Gestalt. Es ist auch offenbar, dass das archetypische Siegel, das wir die Welt nennen, die nur für den Intellekt wahrnehmbar ist, das archetypische Modell, die Idee der Ideen, der Grund Gottes sein muss.
Eine Fleischwerdung würde allerdings dem Logos-Begriff Philos widersprechen, schon wegen der Unreinheit aller Materie. Sie ist die Quelle aller Unvollkommenheit und Übel des Daseins, der Leib ist der Kerker der Seele und eine Quelle des Bösen.17 Der Sündenfall liegt in der Zuwendung des Geistes zum Körper, der sich von der Sinneswahrnehmung und Lust täuschen lässt (vgl. Leg All 3,108). Seine Philosophie ist nicht aus einem Guss und enthält manche Inkonsistenz.
Für den Kirchenhistoriker Heinrich Kraft ist die Lehre von den Vermittlungsinstanzen unklar. So werden die logoi oder dynameis als Gottes Ideen (platonisch) oder als Gottes Wirkkräfte (stoisch) vorgestellt.18 Das jüdische und christliche Konzept der Selbstoffenbarung Gottes rückt bei Philo in den Hintergrund. Diese zu überwinden, erreicht Philo durch seine Kräfte. Die Trias besteht bei Philo meistens aus Gottes Güte und Autorität, die beide durch Gottes Logos zusammengehalten werden. Der Logos steht in der Beziehung zur geschaffenen Welt; manchmal wird er jedoch auch als eigene Hypostase19 behandelt und sogar deuteros theos zweiter Gott genannt (vgl. Som I 61-70). Die Logos-Christologie Philos ist bei den Kirchenvätern weiterentwickelt worden.20
Das Harper Collins Bible Dictionary schreibt über Philon:
„Philons Schriften sind bemerkenswert frei von rabbinischen Anliegen [den Lehren der Rabbis] und zeigen keinerlei Kenntnis von irgendeiner christlichen Person oder einem christlichen Ereignis. Philon hat seine leidenschaftliche Loyalität zum Judentum (d.h. des nicht israelischen Zweiges des Judentums, der sehr stark von der hellenistischen Kultur beeinflusst war) mit seiner tiefgründigen Liebe zur griechischen Philosophie in Verbindung gebracht, um seiner rassistisch aufgewühlten Stadt eine literarische Verteidigung des Judentums und eine umfassende sinnbildliche Interpretation der Schrift zu liefern, die das jüdische Gesetz mit den Idealen des stoischen, pythagoreischen und speziell des platonischen Denkens in Einklang gebracht hat. Kein neutestamentlicher Schreiber ist Philon direkt etwas schuldig ... Seine Schriften sind von Christen aufbewahrt worden und später hatten seine philosophischen Vorstellungen und allegorischen Methoden durch die Schriften Clemens von Alexandria und Origenes einen direkten Einfluss auf die christliche Theologie [die Lehre, wie GOTT zu sehen ist]“ 21
3 KIRCHENVÄTER
Im vorliegenden Teil dieser Arbeit wird die geschichtliche Entwicklung der vornizäischen Kirchenväter22 untersucht. Sie werden dabei in vier Kategorien eingeteilt: Die apostolischen Väter mit ihrem direkten oder indirekten Bezug zu den Aposteln, die griechischen Apologeten als Verteidiger des Christentums, die alexandrinischen Väter in einem höchst spannenden religiösen und philosophischen Umfeld und letztlich die altkatholischen Väter , die um die Wende vom zweiten zum dritten Jahrhundert diesen Entwicklungsprozess zu einem vorläufigen Abschluss führen.
3.1 Apostolische Väter
Zu den nachapostolischen oder seit dem 17. Jahrhundert so genannten apostolischen23 Vätern werden die Schriftsteller gerechnet, die direkt oder indirekt mit den Aposteln Kontakt hatten.24 Der Name „Apostolische Väter“ ist verhältnismässig jung. Als erster hat Jean Baptiste Cotelier im Jahre 1633 diese Schriften in seiner Apostolorum Patrum Collectio zusammengefasst. In seinem Vorwort begründet Cotelier, dass die Autoren entweder Begleiter der Apostel oder deren Schüler sind. Zudem sind sie die wichtigste Informationsquelle zwischen dem Neuen Testament und den altkatholischen Vätern. Die Schriften werden gegen Ende der ersten und in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts verfasst.25 Die Schriften wirken einheitlich, da sie unter ähnlichen Voraussetzungen entstanden sind.26 Charismatische Freiheit und institutionelle Gebundenheit bestehen nebeneinander und beanspruchen beide ihr Recht. Die ersten Spannungen zwischen der Glaubensüberlieferung und dem Glaubensleben sind es, mit denen sich die apostolischen Väter auseinandergesetzt hatten. Vom Taufbefehl (Mt 28,19)27 her werden die Christen dazu angeregt, über das Verhältnis von Vater, Sohn und Heiligen Geist nachzudenken.28 Damit beginnt die Auslegungsgeschichte.
3.1.1 Clemensbriefe
Bei Eusebius wird Bischof Clemens von Rom als Verfasser des ersten Clemensbriefes benannt (Hist eccl IV 23,11). Irenäus hat ihn in seiner Bischofsliste von Rom auf den dritten Platz nach Linus und Anacletus aufgestellt (vgl. Haeres III 3,3). Der Brief wird von der Forschung um 95 n. Chr. datiert, zudem in Ägypten und Syrien eine Zeitlang zu den Heiligen Schriften gerechnet.29 In dem Brief geht es um Streitigkeiten in der Gemeinde von Korinth. Wahrscheinlich hat sich die römische Gemeinde in den Streit eingemischt, nachdem der Druck durch die Verfolgung Kaiser Domitians mit seinem Tod im Jahre 96, nachgelassen hatte.30 Der Brief zeugt von einem sehr schriftorientierten Christentum, wobei die biblischen Weisungen für den richtigen Wandel eine zentrale Rolle spielen.31 Zudem ist eine tiefe Verwurzelung der jüdischen Schriftfrömmigkeit erkennbar (vgl. 1Clem 4,10-12). Eusebius schreibt, dass dieser Brief nach altem Brauch verlesen wurde und zur Belehrung diente (Hist Eccl IV 23,11). Auch wenn es sich um einen seelsorgerischen Brief handelte, finden sich im ersten Clemensbrief Indizien für eine Herrlichkeit, die Jesus schon vor seiner Inkarnation hatte (1Clem 16,2):
Das Zepter der Majestät Gottes, der Herr Jesus Christus, ist nicht erschienen in prahlerischem und auffallendem Prunke, obwohl er es gekonnt hätte, sondern in Demut, wie der Heilige Geist von ihm verkündet hatte; er sagt nämlich: „Herr, wer hat unserer Predigt geglaubt? Wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?
Grillmeier bemerkt dazu, dass der Titel Herr , der Eigenname Christi ist, wie Gott und Herrscher Titel des Vaters sind.32 Weiter wird Jesus als „Abglanz seiner Majestät“, „Hohepriester“, „Anwalt“ und „Helfer“ bezeichnet (1Clem 36).
Im Kapitel über die Gefahr des Ungehorsams (1Clem 59,3-4) lässt sich ebenfalls keine Wesensgleichheit erkennen. Vater und Sohn werden im Text aneinandergereiht.
… den Schöpfer und Aufseher jeglichen Geistes; der Du die Völker zahlreich machst auf der Erde und von allen die erwählt hast, die Dich lieben durch Jesus Christus, Deinen geliebten Sohn, durch den Du uns erzogen, geheiligt und geehrt hast…
…erkennen sollen Dich alle Völker, dass Du bist der einzige Gott und Jesus Christus Dein Sohn und "wir Dein Volk und die Schafe Deiner Weide".
Weiter heisst es (1Clem 58,2):
Nehmet an unseren Rat, und es wird euch nicht gereuen. Denn es lebt Gott und es lebt der Herr Jesus Christus und der Heilige Geist, der Glaube und die Hoffnung der Auserwählten…
Die Aufzählung von Vater, Sohn und Heiligem Geist wird im Brief nicht näher erläutert. Die Naherwartung des Reiches Gottes, d.h. die Christen mit dem baldigen Ende der Welt gerechnet hatten, ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr lebendig. Der Autor schreibt von der Sendung Christi durch den Vater (1Clem 42,2-3):
Christus ist also von Gott und die Apostel von Christus (gesandt); beides ist demnach geschehen in aller Ordnung nach dem Willen Gottes. Sie empfingen also ihre Aufträge, wurden durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus mit Gewissheit erfüllt, wurden im Glauben an das Wort Gottes gefestigt, und dann zogen sie voll des Heiligen Geistes hinaus zur Predigt, dass das Reich Gottes nahe sei…
Der zweite Clemensbrief ist die älteste erhaltene Gemeindepredigt.33 Der Verfasser ist ein Presbyter, ansonsten unbekannt.34 Durch den Umstand, dass der zweite Clemensbrief schon sehr früh mit dem ersten in Verbindung gebracht wurde, liegt die Vermutung nahe, dass die Predigt in Rom stattfand oder aber in Korinth.35 Folglich ist die Abfassungszeit kurz nach dem ersten Brief anzusetzen.
Das erste Kapitel beginnt mit einem klaren Bekenntnis zu Christus (2Clem 1,1 übers. BKV I,35 S.294):
Brüder, wir müssen von Jesus Christus so denken wie von Gott, wie von einem Richter über Lebende und Tote (vgl. Apg 10,42)…
Weiter heisst es (2Clem 9,5):
Wenn nämlich Christus, der Herr, unser Erlöser, der zuerst Geist war, Fleisch geworden ist und so uns berufen hat, so werden auch wir in diesem Fleische unseren Lohn bekommen.
Grillmeier erkennt eine sehr weitreichende Christozentrik mit der Betonung auf die Erlösungslehre. Zudem dient die Aufwertung der menschlichen Natur Jesu Christi und seiner Inkarnation als dogmatische Grundlage gegen die Lehren der leibesfeindlichen Gnostiker.36 Diese Präexistenz wird auch dadurch gestärkt, dass Jesus zuerst Geist und danach Fleisch wurde.37 Grillmeier betont, dass die Predigt ohne besonderen geistigen Anspruch sei und sie sich nur im ersten Kapitel „auf den Höhen johanneischer Christusverherrlichung“ bewege.38
3.1.2 Ignatius von Antiochien
Nach Eusebius (Hist Eccl III 22) war Ignatius Nachfolger des Evodius unter Einrechnung des Apostels Petrus der dritte Bischof von Antiochien. Unter Kaiser Trajan brachte eine Gruppe Soldaten Ignatius nach Rom, wo er im Stierkampf sterben sollte (BKV I,35).
Auf der Reise von Antiochien nach Rom verfasst er sieben Briefe, wobei er besonders auf die Gefahr von Irrlehren eingeht, speziell von den „Judaisten“39 und den „Doketen“40 (Ign Smyrn 4,2).41 Christus wird als israelitischer Priester dargestellt (Ign Philad 9,1), gleichzeitig wird von der Übernahme von jüdischen Bräuchen (Ign Philad 6,1) und dem Sabbat (Ign Magnes 9,1) gewarnt. Wick weist darauf hin, dass das Christentum dem Judentum immer noch sehr nahestand.42 Der Brief zeugt von lokalen Ordensregeln unter gleichzeitiger Abgrenzung zum Judentum.
Als Bischof dieser wichtigen Gemeinde ist er ein Bindeglied zwischen den apostolischen Gemeinden und der frühkatholischen Kirche.43 Er prägte als erster den Begriff katholikos (allgemein) in seinem Brief an Smyrna (8,2). Vermehrt gebrauchen die Bischöfe den Ausdruck, um sich gegen Schismatiker (Kirchenspalter) oder Häretiker (Irrlehrer) abzugrenzen.44
Die Theologie des Ignatius ist praktisch orientiert. Die Lehre von der göttlichen Heilsordnung bildet den Kernpunkt seines Glaubens; Gott wollte den Menschen retten, deshalb hat er im Alten Bund eine Heilsanstalt gegründet, die der Neue Bund vollendet durch die Menschwerdung Jesu Christi, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist und dessen Leiden und Tod den Menschen das Heil bringt.45 Ignatius schreibt an die Epheser (Ign Ephes 18,1-2):
Mein Geist ist nur Auskehricht des Kreuzes, welches ist den Ungläubigen ein Ärgernis, uns aber Erlösung und ewiges Leben. Wo ist ein Weiser? Wo ein Forscher? (vgl. 1Kor 1,20) Wo ist die Prahlerei derer, die man Weise nennt? Denn unser Gott, Jesus der Christus, wurde von Maria empfangen, nach dem Heilsplan Gottes zwar aus dem Samen Davids, aber vom Heiligen Geiste (vgl. Joh 7,42; Röm 1,3; 2Tim 2,8.); er wurde geboren und getauft, damit er durch das Leiden das Wasser reinige.
Er bezeichnet Jesus direkt als Gott. Weiter heisst es (Ign Eph 19,3):
…da Gott in Menschengestalt sich offenbarte zur Neuschaffung (vgl. Röm 6,4) ewigen Lebens…
Jakobs erkennt im Brief eine Verteidigung gegen die Gnostiker, indem Ignatius Gott als leidensfähig und in Menschengestalt aufzeigte. Als himmlisches Wesen ist der Sohn für die Gnostiker leidensunfähig und kann keine (echte) Menschengestalt annehmen.46
Weiter heisst es in Bezug auf das Fleisch Christi mit Anspielung auf die Doketen (Ign Ephes 20,2):
Ganz besonders (werde ich es tun), wenn der Herr mir offenbart, dass ihr alle Mann für Mann gemeinsam in der Gnade zufolge des Namens euch versammelt in einem Glauben und in Jesus Christus, der dem Fleische nach aus dem Geschlechte Davids stammt, dem Sohne des Menschen und dem Sohne Gottes, auf dass ihr untertänig seid dem Bischof und dem Presbyterium in ungeteilter Gesinnung, ein Brot brechend, das ist ein Heilmittel zur Unsterblichkeit, ein Gegengift, dass wir nicht sterben, sondern leben in Jesus Christus immerdar.
Ebenso ist eine Präexistenzvorstellung deutlich erkennbar (Ign Magnus 6,1)
… mit dem Dienste Jesu Christi betraut sind, welcher von Ewigkeit beim Vater war und am Ende (der Zeiten) erschienen ist.
Grillmeier sieht in der Gegenüberstellung von Menschensohn zu Gottessohn eine Vorausahnung zur Zwei-Naturen-Lehre, die aber noch statischen Charakter besitzt.47
3.1.3 Polykarp
Als Bischof von Smyrna in Kleinasien zählt er zu den wichtigsten kirchlichen Persönlichkeiten im zweiten Jahrhundert.48 Er stand in der Bedeutung seinem Zeitgenossen Ignatius nicht nach, der seinen siebten Brief (um 130 n. Chr.) an Polykarp richtete (vgl. Ign Polyc). Geboren 69 n. Chr. oder früher49, starb er 155n. Chr. in Smyrna den Märtyrertod50 (vgl. Hist Eccl V 20). Nach Eusebius (Hist Eccl III 36,1)51 kannte Polykarp solche die Jesus persönlich gesehen und ihm gedient hatten, und war ein Apostelschüler. Er wurde von den Aposteln unterrichtet, verkehrte mit vielen, die Jesus gesehen hatten und wurde von den Aposteln als Bischof der Kirche in Smyrna eingesetzt (Haeres III 3,4; Hist Eccl IV 14,2-4). In seinem Brief geht es um prinzipielle Orientierungen, unter anderem der richtigen Lehre (Polyc 7,2), Almosen (10,2) sowie der Schriftobservanz (12,1). Es zeigt einen frühchristlichen Gottesdienst, der stark jüdisch geprägt ist.52
In seinem Werk Der Brief des Polykarp von Smyrna an die Gemeinde von Philippi unterscheidet er zwischen der Bezeichnung des Vaters als Gott und Allmächtiger (gr. Theos Pantokrator ) und Jesus dem Erlöser und Herrn (vgl. Polyc 1,1; 2,1).53 Unter anderem heisst es in der Einleitung zum Brief (Polyc prae):
Polykarp und seine Presbyter an die Kirche Gottes, die in Philippi weilt; Erbarmen und Friede sei mit euch von dem allmächtigen Gotte und unserem Erlöser Jesus Christus in reicher Fülle.
Ein Kapitel widmet er der Warnung vor den Doketen. Polykarp schreibt über das Erscheinen Jesu im Fleisch (Polyc 7,1 übers. BKV I,35 S. 163):
Denn jeder, der nicht bekennt, dass Christus im Fleische erschienen ist, ist ein Antichrist (vgl. 1Joh 4,2.3; 2Joh 7); und wer das Zeugnis des Kreuzes nicht bekennt, ist aus dem Teufel…
Es wird keine spezielle Lehre Gottes entfaltet. Der Grund dafür kann sein, dass Polykarp eher ein Mann der Praxis als ein Theologe war (Kraft 1966:19).
3.1.4 Barnabasbrief
Nach Meinung der alexandrinischen Gelehrten Clemens (Strom II 6,31; 7,35; 20,116) und Origenes (Contra Cels I 63) ist der Verfasser der Apostel Barnabas, der Begleiter des Paulus.54 Doch wegen der Judenfeindlichkeit und der Disqualifikation des Alten Bundes in der Abhandlung ist die These sehr umstritten.55 Eusebius rechnet die Abhandlung zu den umstrittenen Schriften (Hist Eccl III, 25). Der Barnabasbrief richtet sich an eine nicht mit Namen genannte christliche Gemeinde, die der Verfasser persönlich kennt (Barn 1,3; vergl. 9,9). Entstehungszeit56 ca. 130 n. Chr., frühestens nach der Tempelzerstörung in Jerusalem nach 70 geschrieben und erstmalig durch Clemens von Alexandrien bezeugt.57
Die allegorische Schriftauslegung könnte die Abfassung in Ägypten vermuten, wo auch Philo wirkte (BKV I,35). Ziel der Abhandlung ist die „vollkommene Erkenntnis“ in Verbindung mit dem Glauben (Barn 1,2). Der Barnabasbrief zerfällt in zwei sehr ungleiche Teile. Der erste Teil (Barn 2-17) ist lehrhaft-dogmatisch gehalten, der zweite Teil (Barn 18-20) enthält sittliche Vorschriften und Warnungen.58
Im Text finden wir einen Bezug auf die Präexistenz Christi, der von Beginn bei der Schöpfung war (Barn 5,5):
Auch das noch (muss ich sagen), meine Brüder: wenn der Herr es auf sich nahm, für unsere Seele zu leiden, obwohl er der Herr der ganzen Welt ist, zu dem Gott bei der Grundlegung der Welt sprach: "Lasset uns den Menschen schaffen nach unserem Bild und Gleichnis", wie nun hat er es auf sich genommen, von Menschenhand zu leiden? Verstehet!
Zeller schreibt in seiner Einleitung, dass der Barnabasbrief theologisch wie literarisch nicht hoch einzuschätzen ist (BKV I,35). Es finden sich manche Fehler, Abbiegungen, Sprünge in der Gedankenführung, und auch stilistisch ist der Brief mit seiner einfachen Sprache kein Meisterstück. Zeller schliesst bei diesen Mängeln nur auf eine mangelhafte Bildung und geringe schriftstellerische Begabung des Autors. Der Verfasser selbst berichtet von seiner einfachen Schreibweise, wegen der (wohl minderen) Fassungskraft seiner Leser (vgl. Barn 6,5).59
3.1.5 Hirte des Hermas
Diese Schrift entstammt einem altchristlichen Propheten, dem im Wachzustand ein Engel als Hirtenjüngling erschien. Die Schrift entstand gegen 140 n. Chr. in Rom und geniesst im zweiten Jahrhundert teilweise kanonisches Ansehen.60 Der Hirte des Hermas ist vermutlich der Bruder von Bischof Pius.61 Der Verfasser gibt sich als Zeitgenosse des römischen Clemens (Herm I 4,4) zu erkennen. Somit ist entweder die Notiz im Kanon Muratori62 falsch oder Hermas ist der Bearbeiter eines schriftlich vorliegenden älteren Buches.63
Der Hirte erlangte in der griechischen Kirche das höchste Ansehen, fand aber auch früh seine Gegner.64 Irenäus (Haeres IV 30,2.), Tertullian (De orat 16) rechnen ihn zur Heiligen Schrift, und der Codex Sinaiticus hat ihn aufgenommen.65 In seiner montanistischen66 Zeit bekämpft Tertullian (De pudic 10) den Hirten als inspiriertes Buch, wie es schon vor ihm der Verfasser des Muratorischen Fragments getan hatte. Nach Eusebius ist der Brief von einigen beanstandet und von anderen als unentbehrlich, vor allem für den Anfangsunterricht, in einigen Kirchen öffentlich vorgelesen worden (Hist Eccl III 3,6). Obwohl sich der Brief eher moralischen und praktischen Themen widmet, gibt es auch Textstellen, die versuchen, die Stellung des Sohnes zu beschreiben. In der Erklärung des Gleichnisses vom Weinberg (Herm III 5,5,2) heisst es:
Der Acker ist diese Welt (vgl. Mat 13,38); der Herr des Ackers ist der Schöpfer aller Dinge (vgl. Eph 3,9; Off 4,11; Heb 3,4), der sie vollendet und befestigt hat; der Sohn ist der Heilige Geist; der Knecht ist der Sohn Gottes; die Weinstöcke sind dieses Volk, das er selbst gepflanzt hat;
Die Vorstellungen des Hermas über die Trinität sind nicht eindeutig, insbesondere der Satz „Der Sohn ist der Heilige Geist“ haben schon viele Erklärungsversuche hervorgerufen (BKV I,35).
Weiter schreibt er über die Präexistens des Geistes sowie die Fleischwerdung Jesu (Herm III 5,6,5):
Den Heiligen Geist, der schon vorher da war und der jegliches Ding erschaffen hat, verpflanzte Gott in einen Leib, den er wollte. Dieser Leib nun, in dem der Heilige Geist wohnte, diente dem Geiste gut durch einen Wandel in Heiligkeit und Reinheit, da er gar nie den Geist befleckte.
Weiter steht geschrieben (Herm III 9,1,1):
Als ich die Gebote und Gleichnisse des Hirten, des Engels der Busse, aufgeschrieben hatte, kam er zu mir und sprach zu mir: „Ich will dir zeigen, was dir der Heilige Geist gezeigt hat, der in der Gestalt der Kirche mit dir gesprochen hat; jener Geist nämlich ist der Sohn Gottes.
Gaâb erkennt eine Trinität, die sich aus der Taufformel und der regula fidei67 ergibt. Eine Hypostatisierung nach dem Nizänum ist nicht zu erwarten, eher noch schliesst es sich dem Apostolicum an. Daraus schliesst Gaâb eine rein ökonomische Trinität: Gott tut alles, der Sohn erscheint zum Zwecke der Weltschöpfung und der Heilige Geist ist aktiv tätig bei diesem Werk.68
Für Simonis zeigen sich zwei Christusmodelle in der Schrift, die Mitte des zweiten Jahrhunderts nebeneinander existierten: die paulinisch-johanneische Inkarnations-christologie (Der Logos wird Fleisch) und die synoptische Adoptionschristologie (der Logos ist Geist), woraus später die Zwei-Naturen-Christologie entwickelt wurde.69 Der Hirte ist theologisch und literarisch eine schwache Leistung70 und benutzt eine vulgäre Sprache.71
3.1.6 Didache
Die Didache , auch bekannt als die Apostellehre, ist zwischen 80 n. Chr. und 100 n. Chr. entstanden (BKV I,35). Sie ist die älteste Kirchenordnung.72 Der Entstehungsort ist wahrscheinlich Syrien. Es ist eine christliche Sittenlehre für Taufwillige, die sich über sechzehn Kapitel erstreckt.73 In den Kirchen Syriens, Israels und Ägyptens hat die Didache hohes Ansehen erlangt.74 Justin kennt die Didache (1Apol I,16), Clemens von Alexandrien zählt sie zur Heiligen Schrift (Strom I 20,100). Origines kennt sie ebenfalls (De Princ 2,7); Eusebius verweist sie unter die neutestamentlichen Apokryphen (Hist Eccl III 25,4). Die Gemeinden haben früh begonnen, nach der Weisung Jesu in Mt 28,19, die Menschen im Namen des, Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes zu taufen (Didache 7,3). Das christliche Bekenntnis bei der Taufe zeigt eine Abgrenzung gegenüber dem Judentum.75 Jesus wird als Christus (Didache 9,4) und Knecht Gottes76 bezeichnet. Die Didache entfaltet somit keine spezielle Trinitätslehre.77
3.2 Griechische Apologeten
Während die apostolischen Väter ihre Schriften einem begrenzten Leserkreis mit besonderem Anliegen gewidmet haben, schreiben die Apologeten an ein breiteres Publikum.78 Zudem sind die Verteidigungsschriften nicht mehr an das einfache Volk gerichtet, sondern an Kaiser und Gelehrte. Mit der zunehmenden Ausbreitung ist das Christentum etlichen Gefahren ausgesetzt.
Die zu Beginn allgemeinen Anschuldigungen und Verleumdungen79 gegen die Christen werden zunehmend durch Philosophen und Redner systematisiert. Beispiele sind die nicht erhaltene gebliebene Rede gegen die Christen von M. Cornelius Fronto von Cirta.80 Des Weiteren die De morte peregrini (Spottschrift gegen die Christen) vom Satiriker Lukian von Samosata um 170 n. Chr. oder die verfasste Angriffsschrift des Mittelplatonikers Celsus81 Contra Christianos um 178 n. Chr., gegen die Origenes mit seiner Schrift Contra Celsus später vorgeht. Ein weiterer Gegner ist der Neoplatoniker Porphyrios (234 n. Chr. – 304 n. Chr.), ein Schüler Plotins. In Rom schrieb er die Fünfzehn Bücher gegen die Christen .82 Er war ein Gelehrter ersten Ranges, sein Lehrer Longinus bezeichnete ihn als wandelnde Universität.83
Seit Trajan (römischer Kaiser 98 n. Chr. – 117 n. Chr.) hat sich der römische Staat endgültig dazu entschlossen, das Christentum als gefährlichen Aberglauben zu betrachten.84 Sein Nachfolger Hadrian (römischer Kaiser 117 n. Chr. – 138 n. Chr.) ist der erste, von dem bekannt ist, dass Apologien an ihn gerichtet sind. Neben den Auseinandersetzungen (Auslegung von Gesetz und Propheten) mit dem Judentum, die von Anfang an bestanden, ist eine neue Bedrohung für die junge christliche Kirche aufgetaucht, die schon die apostolischen Väter beunruhigte und zu Reaktionen veranlasste: die Gnosis.85
Die Apologeten versuchten an mehreren Fronten, ihre Position darzulegen. Die aus dem Judentum entwickelte apologetische Tradition wird wenig eingesetzt.86 Vielmehr entwickelt sich eine christliche Apologetik unmittelbar aus der platonischen Philosophie, die eine Brücke zwischen dem Heidentum zum Christentum bildete. Die heidnische Philosophie, besonders in Alexandrien, hatte von sich aus erkannt, dass der Menschengeist auf Offenbarung angewiesen ist.87 Als die griechischen Apologeten zu Christen wurden, hörten sie nicht auf Philosophen zu sein. Vielmehr benutzten sie Argumente und Hilfsmittel aus ihrer Philosophie für Auseinandersetzungen mit der Gegnerschaft.88 Generell wollten die Apologeten die Vorwürfe gegen ihren Glauben widerlegen und zugleich die sittliche und geistliche Überlegenheit aufzeigen.89
Während sich die früheren Schriften nur an Christen richteten, haben es die Apologeten mit einem Leserkreis zu tun, der nicht zum Christentum gehört. Um eine gemeinsame Basis zu finden, verlagert sich die Diskussion auf den Boden der Philosophie. Die heidnische Philosophie schildert somit nur teilweise Wahres, weil der göttliche Vernunftgeist Christus als Logos auf die Erde kam, um die Wahrheit zu verkündigen.90 Daher erstaunt es wenig, wenn einige Apologeten das Christentum als „wahre Philosophie“ bezeichnen (vgl. Strom I 90,1; 2Apol 10,2).
3.2.1 Justin der Märtyrer
Justin, genannt „der Märtyrer“ oder auch „der Philosoph“, wurde um 100 n. Chr. in eine heidnische Familie geboren.91 Um 130 begegnet er in Ephesus einem alten Mann (Dial 8,1), der ihn auf die Propheten und Christus weist. Im Jahre 165 n. Chr. wurde er in Rom hingerichtet.92
Für Justin sind die Lehren des Sokrates, Platons oder der Stoiker Vorläufer Christi (1Apol 46; 2Apol 13). Nach stoischer Lehre haben alle Menschen Anteil an der Weltvernunft, dem Logos. Er findet überall Keime der Wahrheit, aber die volle Erkenntnis liegt bei Christus (2Apol 13). Somit ist die Wahrheit mit der Vernunft zu erfassen, und Justin folgt Platon (Dial 3,7). Es existiert für Justin kein Widerspruch zwischen Philosophie und Gott (Dial 2,1):
…Es ist nämlich in der Tat die Philosophie ein sehr grosses Gut, das auch vor Gott sehr viel gilt…
Justin wird als der bedeutendste Apologet des zweiten Jahrhunderts bezeichnet.93 Er zog als Wanderlehrer im Philosophenmantel umher und gründete in Rom eine christliche Schule.94 Tatian wurde später sein Schüler.
Eusebius zählt acht Werke von Justin auf (Hist Eccl IV 18), von denen nur noch drei erhalten sind. Die Erste und Zweite Apologie sowie der Dialog mit dem Juden Trypho . Justin verteidigt in seinen beiden Apologien die Christen, die den wahrhaften Gott und seinen Sohn verehren, vor dem römischen Staat.95 Für Justin ist der inkarnierte Logos Gott und verweist dabei auf das Alte Testament, um die Mehrzahl Gottes zu begründen (Dial 129,2a).
Wenn ferner der Logos erklärt, Gott habe im Anfang gesprochen (Gen. 3,22; vgl. Dial. 62,3): Siehe, Abraham ist geworden wie einer aus uns’, dann ist gerade durch das Wort ‚wie einer aus uns’ wiederum auf eine Mehrzahl hingewiesen.
Weiter heisst es (Dial 129,4b)
Nach der Offenbarung des Logos ist dieser Erzeugte vor gar allen Geschöpfen vom Vater erzeugt worden, und es ist der Erzeugte persönlich ein anderer als der Erzeuger.
Der Logos und der Vater sind in der bildlichen Sprache der Bibel Zwei (Dial 129,2b). Durch die Kraft und den Willen des Vaters ist er gezeugt, nicht aber durch Abtrennung. Er beschreibt es wie ein Feuer, das sich selbst nicht vermindert, wenn es etwas anderes anzündet (vgl. Dial 128,1.4). Die erste Zeugung Gottes ist der Logos (vgl. 1Apol 21) und somit der Erstgeborene aller Geschöpfe (vgl. Dial 84,2). Justin spricht in der zweiten Apologie über den Logos , der vor aller Schöpfung im Vater war (2Apol 5):
Der Vater des Alls hat, weil ungezeugt, keinen Namen der ihm verliehen wäre. Denn wenn jemand einen Namen erhält, so ist der Namengeber älter als er. Vater, Gott, Schöpfer, Herr und Gebieter sind keine Namen, sondern nur Titel, die von seinen Wohltaten und Werken hergenommen sind. Sein Sohn aber, der allein im eigentlichen Sinne sein Sohn heisst, der Logos, der vor aller Schöpfung in ihm war und der gezeugt wurde, als er im Anfange alles durch ihn schuf und ordnete, wird Christus genannt.
Doch sind beide eins, obwohl eine zeitliche Abfolge (der Namensgeber ist älter) existiert. Ohlig bemerkt dazu, dass der Logos erst mit dem Beginn des Schöpfungsprozesses aus dem Vater als getrennte Grösse heraustrat.96 So heisst es (Dial 61,1):
Vor allen Geschöpfen als Anfang hat Gott aus sich eine vernünftige Kraft erzeugt, welche vom Heiligen Geiste auch Herrlichkeit des Herrn (vgl. Exod. 16,7ff.), ein andermal Sohn (vgl. Ps 2,7.), dann Weisheit (vgl. Sprichw. 8), bald Engel, bald Gott, bald Herr und Logos (Vgl. Ps. 32,6; 106,20) genannt wird.
Justin beschreibt den Logos auf zwei Arten. Zum einen ist der Logos identisch mit dem ewigen Gott und zum anderen tritt dieser Logos aus Gott heraus. Justin kennt eine dreifache Gliederung Gottes, wobei der Sohn die zweite und der Geist die dritte Stelle einnehmen (1Apol 13).
Und dass wir ausserdem den, der unser Lehrer hierin gewesen und dazu geboren worden ist, Jesus Christus, der gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus, dem Landpfleger von Judäa zur Zeit des Kaisers Tiberius, den wir als den Sohn des wahrhaftigen Gottes erkannt haben, an die zweite Stelle setzen und dass wir den prophetischen Geist an dritter Stelle mit Fug und Recht ehren, das werden wir zeigen.
Diese Gottesvorstellung lehrte vor Justin auch schon Platon im Timaios 97 in der gleichen trinitarischen Reihenfolge (vgl. 1Apol 60). Ziebritzki bemerkt dazu, dass sich die triadische Aufzählung von Vater, Sohn und Heiligem Geist auf Doxologien (Liturgien) oder auf Zusammenstellungen der Glaubensgegenstände (vgl. 1Apol 13) bezieht. Eine explizite Trinitätstheologie ist in seinen Schriften nicht ersichtlich.98
3.2.2 Tatian
Tatian (120 n. Chr. – 180 n. Chr.) wurde als Kind syrisch redender Eltern im Lande der Assyrer geboren (vgl. De orat 42,1). Anfangs bei den verschiedensten Götterkulten und im geheimnisvollen Dunkel griechischer Mysterien (BKV I,12), hat ihn die befreiende Schlichtheit des Christentums und der Ursprung aller Dinge auf einen Herrn überzeugt (vgl. De orat 29,3).
In Rom hatte er Kontakt zu Justin und fand unter seinem Einfluss zum christlichen Glauben.99 Er hatte Meinungsverschiedenheiten mit seinem Lehrer, besonders in Bezug auf die antike Geisterwelt, und ging 172 n. Chr. in seine syrische Heimat zurück, wo er unter anderem eine Evangelienharmonie100 in syrischer Sprache verfasst. Trotz seiner feindlichen Haltung gegenüber der griechischen Philosophie, zählt ihn Kraft zu den Mittelplatonikern.101 In seiner Schrift deutet er auf die Überlegenheit seiner „Philosophie“ gegenüber dem griechischen Lehrgebäude, weil Mose älter ist als Homer (vgl. De orat 31,1). Irenäus berichtet, wie Tatian nach dem Tode Justins, Lehrer der Enkratiten wurde, die enthaltsam und ehelos lebten (vgl. Haers I 28,1).
In seiner Rede an die Bekenner des Griechentums schreibt er, dass der Herr im Anfang allein war (De orat 5,1-3):
Gott war im Anfang; der Anfang aber ist nach unserer Überlieferung die Kraft des Logos (des „Wortes“) (vgl. Joh 1,1). Der Herr aller Dinge, der zugleich die Hypostase (der Urgrund) des Alls ist, war nämlich zu der Zeit, da es noch keine Schöpfung gab, allerdings allein: insofern aber jegliche Kraft alles Sichtbaren und Unsichtbaren bei ihm war, bestanden eben auch alle Dinge schon bei ihm vermöge der Kraft des Logos. Erst durch einen Willensakt Gottes, dessen Wesen einfach ist, trat der Logos hervor, aber nicht zwecklos ging er von ihm aus und ward des Vaters erstgeborenes Werk (vgl. Kol 1,15): wir wissen, dass er der Anfang der Welt ist. Seine Geburt erfolgte durch Teilung, nicht durch Abtrennung; denn was man abschneidet, ist von dem Ersten, zu dem es gehörte, für immer geschieden, das aber, was man teilt, wird nur wie in einer Hauswirtschaft da und dorthin gegeben, ohne denjenigen ärmer zu machen, von dem es genommen ist…
Der Logos ist zunächst die vernünftige Kraft, die hypostatisch in Gott ist, wie Richter bemerkt.102 Die Oikonomia (Hauswirtschaft) ist wie beim Feuer eine Teilung und Vervielfältigung, ohne dass sie etwas wegnimmt oder das Wesen verändert, oder eine Verbindung zweier Teile in einer Harmonie. Letztlich deutet Tatian das Verhältnis zwischen Gott und Logos und kann somit nicht als Zeuge eines trinitarischen Denkens herangezogen werden. Ohlig ergänzt: Wenn der Logos als Werk Gottes bezeichnet wird, hat er einen zeitlichen Anfang und ist der Kreatur zuzurechnen.103 Grillmeyer erkennt bei Tatian und Justin die Einzigartigkeit Gottes als „strukturierte“ Einheit. Der Logos ist als Logoskraft (gr. dynamis) in Gott und entspringt aus dem Willensakt der Einfachheit Gottes hervor. Das „erstgeborene Werk“ bildet die Brücke zwischen dem „Einen“ und dem „Vielen“.104
3.2.3 Athenagoras
Athenagoras (133 n. Chr. – 190 n. Chr.), ein Zeitgenosse Tatians, steht der griechischen Bildung sehr offen gegenüber.105 Der grossen kirchlichen Tradition ist der Apologet Athenagoras eine recht unbekannte Persönlichkeit (BKV I,12). Eusebius erwähnt ihn in seiner Kirchengeschichte mit keinem Wort.
Er ist ein weiterer Zeuge für die Vorbereitung des Christentums durch die Philosophie, die auf dem Wege zum Monotheismus ist (vgl. Apol 4-6). Doch sind die Christen überlegen, weil ihre „Philosophie“ offenbart und nicht erschlossen ist.106 Trotzdem tritt der Offenbarungsgedanke bei Athenagoras nicht so stark hervor, wie dies bei Justin der Fall ist, bemerkt von Harnack .107
Er will aufzeigen, dass das Christentum durchaus logisch ist und den Postulaten der Vernunft entspricht (BKV I,12). Für ihn dienen die Propheten in ihrer göttlichen Inspiration der Beweisführung für die Richtigkeit seiner Ansicht (vgl. Apol 7.9).
Was Athenagoras an christlichen Lehren mitteilt, setzt tiefes Verständnis voraus. Zu den theologischen Glanzpartien der Bittschrift für die Christen an Kaiser Marc Aurel (um 170) gehört vor allem die dogmatisch korrekte, scharfsinnige, für diese Zeit geradezu überraschende Darstellung der christlichen Trinitätslehre (BKV I,12). Sein zweites Werk Über die Auferstehung der Toten ist eine inhaltlich christlich philosophische Abhandlung gegen die Personen, die die Auferstehung leugnen.
Der Logos ist der Ewige Gedanke, und der Vater trug diesen Erst-Erzeugten in sich ruhend (vgl. Apol 10). Athenagoras bekennt die Dreiheit:108 Gott den Vater, Gott Jesus Christus und den Heiligen Geist (Apol 10).
…Wer sollte sich da noch auskennen, wenn er Leute, die einen Gott Vater und einen Gott Sohn und einen Heiligen Geist bekennen und nachweisen, dass dieselben mächtig sind in der Einigung und verschieden in der Ordnung, als Atheisten verschreien hört?...
Den Sohn nennt er vorbildlicher Gedanke und schöpferische Kraft, durch die alles gemacht ist (vgl. Apol 10). Solche Aussagen finden sich auch bei Philo. Sein Einfluss zeigt sich auch bei der Dämonenlehre des Athenagoras (vgl. Apol 23-27). Der Heilige Geist ist für ihn ein „Ausfluss Gottes“, ausgehend und zurückkehrend wie ein „Sonnenstrahl“ (Apol. 10, vlg. 24).
Für Haudel hat Athenagoras mit seiner Bittschrift sichtbar die Möglichkeit einer Überwindung sowohl des Modalismus (Gott in verschiedenen Modi wirksam) wie auch des Subordinatianismus (Unterordnung unter dem Vater) aufgezeigt, obwohl letzteres nicht vollständig erreicht wurde.109
Grillmeier würdigt die theologische Reflexion eines Athenagoras. Im Gegensatz zu den anderen Apologeten ist es ihm gut gelungen, zur geistig führenden Schicht am Mittelmeer zu sprechen, ohne eine Über- oder Unterbetonung des Vaters und Sohnes in der Dreiheit zu provozieren.110
3.2.4 Melito
Über das Leben Melitos ist wenig bekannt. Eusebius rechnet ihn zu den grossen Verteidigern der Gottheit und Menschheit Jesu Christi (Hist Eccl V 28,5). Zudem zählt er zu den „grossen Sternen Asiens“ (Hist Eccl V 24,2.5). Er ist ein jüngerer Zeitgenosse Justins und ist in den achtziger Jahren des zweiten Jahrhunderts gestorben. Er ist eher Kirchenmann als Apologet und in seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch Verfasser von Apologien geworden.111
Bischof Melito (Hist Eccl IV 26,2) zählt zu den frühen Apologeten und ist besonders durch seine Osterpredigt Vom Passa (um 160 n. Chr.) berühmt geworden, leider auch im negativen Sinne durch seine antijudaistische Gottesmordtheorie in der erwähnten Schrift (Passa 72-86). Als Apologet verteidigt Melito das Christentum vor allem gegenüber Mark Aurel (römischer Kaiser von 161-180).
Melito zeigte durch seine Schrift, dass das Gesetz alt und das Evangelium neu ist und die Gnade ewig hält (Passa 4). Gott ersetzt das Lamm aus dem Alten Bund (Passa 5), wobei die Propheten den kommenden Christus im Wort verkündigt haben (Passa 61-65). Christus hat durch die Annahme des leidensfähigen Leibes die Erlösung gebracht (Passa 66). Er erscheint in der Erfüllung als wahrer Mensch und stirbt am Kreuz (Passa 67-71). In diesem Tod liegt das neue Passamysterium (Passa 72-100). Nach Grillmeier gründet die Auffassung vom Wesen Jesu in der Einheit von göttlicher und menschlicher Wirklichkeit. Die Realität der Menschwerdung ist stark betont, was auf eine antignostische Haltung hindeutet.112 Doch es finden sich auch trinitarische Bezüge (Passa 8) in seinem Text:113
Denn derjenige, der als Sohn geboren und als ein Lamm geschlacht und als ein Schaf geopfert und als Mensch begraben wurde, stieg von den Toten auf als Gott, da er von Natur aus sowohl Gott als auch der Mensch ist.
Grillmeier betont, dass der Begriff Natur zu diesem Zeitpunkt keinen technisch-philosophischen Hintergrund hatte, sondern mit „wirklich“ oder „wahrhaftig“ übersetzt werden sollte.114
3.2.5 Brief an Diognet
Dieser Brief ist eine frühe (wahrscheinlich um 160 n. Chr.) christliche apologetische Schrift und richtet sich an den unbekannten hochgestellten Heiden namens Diognetus. Verfasser, Ort und Datierung sind unklar. Bei Eusebius findet sich keine Erwähnung. Diese apologetische Schrift (im Gegensatz zu den anderen Apologeten) unterscheidet sich vor allem durch ihre Form. Der Autor versucht den Leser mit rhetorischen Mitteln, durch seine Gedanken sowie durch stilistische Mittel zu überzeugen.115 Ein wichtiger Aspekt des Briefes ist der Offenbarungsgedanke. Der christliche Glaube beruht auf der Sendung des Gottessohnes und ist keine menschliche Erfindung (vgl. Diogn 7). Der Autor schreibt, wie Gott als König den Sohn-König sendet (Diogn 7-8):
… in Milde und Sanftmut schickte er ihn, wie ein König einen Königssohn sendet, als einen Gott sandte er ihn, wie einen Menschen zu Menschen sandte er ihn …Denn welcher Mensch wusste überhaupt, was Gott ist, ehe er selbst erschien? … Von den Menschen hat keiner Gott gesehen oder erkannt, er selbst hat sich kundgetan … Solange er nun seinen weisen Ratschluss als Geheimnis bei sich behielt und bewahrte, schien es, als ob er sich um uns nicht kümmere und unbesorgt sei; als er aber das von Anfang an in Aussicht Genommene durch seinen geliebten Sohn enthüllte und offenbar machte, gewährte er uns alles zusammen, sowohl die Teilnahme an seinen Wohltaten als auch das Schauen und die Einsicht. Wer von uns hätte das jemals erwartet?
Der selbsterscheinende Gott ist ein Indiz für die Zwei-Naturen-Lehre. Es geht um die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Eine Göttlichkeit Jesu ist deutlich zu erkennen, da Gott selbst auf die Erde kommt (Apol 8) als der ewige Logos (Diogn 11):
… Deswegen sandte er den Logos, damit er der Welt erschiene … Er ist der Ewige, von dem es heisst, er sei „heute der Sohn“ (vgl. Ps 2,7) …
Grillmeier bemängelt im Brief an Diognet, wie auch bei Ignatius, dass die Auferweckung und Erhöhung Christi zugunsten der Berufung auf die Präexistenz zurücktritt.116 Für Krause ist die Christologie des Textes weniger entwickelt als bei Justin oder Origenes.117
3.2.6 Theophilus
Der bekehrte syrische Heide und Bischof der Gemeinde in Antiochia ist sechster Nachfolger der Apostel (Hist Eccl IV 20) in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Über seine Lebensumstände ist ansonsten nichts bekannt.118 Nach seiner Gottes- und Erkenntnislehre ist er Platoniker, auch wenn er wie Tatian die griechische Bildung heftig angreift. Er ist ebenfalls ein Vertreter der allegorischen Schriftauslegung des Alten Testamentes.119 Er behandelt in seiner Apologie An Autolykos die christliche Schöpfungslehre und benutzt als erster das Wort Trias (Dreiheit) in Bezug auf Vater, Sohn und Heiligen Geist, um diese Drei zu unterscheiden. So schreibt er (Autol 2,15):
… Auf dieselbe Weise sind auch die drei Tage, welche der Schöpfung der Lichter vorangingen, ein Sinnbild der Dreieinigkeit: Gottes, seines Wortes und seiner Weisheit. Das vierte Sinnbild ist das des Menschen, der des Lichtes bedarf, so dass nun da sind: Gott, sein Wort, seine Weisheit, der Mensch …
Diese Trias darf nicht überbewertet werden, meint Kraft . Es ist keine trinitätstheologische Entfaltung, sondern einfach eine Dreiheit. Für ihn war Athenagoras in seiner Anschauung zum Verhältnis der drei göttlichen Personen klarer als Theophilus.120 Weiter schreibt er (Autol 2,10):
… Gott das Weltall aus dem Nichts erschaffen. Denn nichts existierte neben Gott … Es zeugte also Gott mit seiner Weisheit sein Wort, das er in seinem eigenen Innern beschlossen trug, indem er es vor allen Dingen aus sich hervortreten liess … Dies Wort heisst "der Anfang", weil es das Prinzip und der Herr aller Dinge ist, die durch dasselbe sind geschaffen worden. Dies Wort also, das da ist der Geist Gottes, das Prinzip (aller Dinge), die Weisheit und Kraft des Allerhöchsten, war es, das auf die Propheten herabkam und durch sie die Offenbarungen über die Erschaffung der Welt und die übrigen Dinge redete.
Gott trägt mit seiner Weisheit den beschlossenen Logos in sich, der der „Geist Gottes“ ist. Diese Terminologie trägt nicht zur Klarheit der inneren Trinitätsbestimmung bei. Etwas klarer wird es in der folgenden Textpassage (Autol 2,22):
Als aber Gott die Dinge alle, die er zu erschaffen beschlossen hatte, erschaffen wollte, da erzeugte er dieses Wort als ausgesprochenes, den Erstgeborenen jeglicher Kreatur, nicht, dass er dieses Wortes verlustig wurde, sondern so, dass er es zeugte und in Ewigkeit mit seinem Worte beisammenblieb.
Der Herr aller Dinge ist der Urgrund des Alls, und der Logos ward des Vaters „erstgeborenes Werk“ jeglicher Kreatur. Ohlig bemerkt ein schon von Philo her (vgl. Autol 3.3.1) bekanntes Logos -Schema. Wenn dieser Logos erzeugt ist, hat er einen zeitlichen Anfang und ist somit der Kreatur (vgl. Autol 2,22) zuzurechnen.121
3.3 Alexandrinische Väter
3.3.1 Clemens
Über sein Leben ist wenig bekannt. Er wurde um 140/150 n. Chr. in Athen geboren. Möglicherweise kommt er zum Christentum über die platonische Philosophie, wie alle griechischen Apologeten.122 In Alexandrien traf er auf Pantainos, der die bekannte Katechetenschule123 aufgrund seiner zahlreichen Verdienste leitet (Hist Eccl V 10,4). Clemens war sein Schüler, und als Pantainos stirbt übernahm er sein Lehramt. Im Jahr 202/203 n. Chr. richten sich die Angriffe des Staates unter Kaiser Septimius Severus124 besonders gegen die Missionsarbeit, Geistliche und Katechumenen (Taufbewerber). Als bekannter und erfolgreicher Lehrer, flüchtet Clemens umgehend nach Kappadokien, wo er um 215 n. Chr. gestorben ist.125
Wie zuvor Philo versuchte auch Clemens, auf Grundlage der Offenbarung mit wissenschaftlichen Mitteln ein spekulatives Lehrgebäude zu errichten, das exegetischer wie philosophischer Kritik standzuhalten vermochte.126 Dies wird später als „wissenschaftliche Theologie“ bezeichnet.127 Den Mittelweg zwischen der Glaubensfeindlichkeit der Gnostiker und der wissenschaftskritischen Haltung vieler Urchristen galt es zu finden.
Eine erste systematische Ausformulierung, um den einfachen Glauben von der tiefergehenden Glaubenserkenntnis zu unterscheiden, findet sich bei Clemens.128 Durch seine umfangreiche Gelehrsamkeit, in der ihm nur wenige Kirchenväter gleichkommen, ist er diesbezüglich besonders befähigt.
Der Gnostizismus hat in Alexandrien eine seiner vitalsten geistigen Zentren. Die Gnostiker schaffen es erfolgreich, Mitglieder der lokalen Kirchen abzuwerben. Clemens ist gewissermassen in „Zugzwang“ und versucht nun seinerseits, die Gnostiker von der „wahren Gnosis“ in Christus zu überzeugen und sie von der ketzerischen, unkirchlichen Gnosis zu trennen.129
Im Gegensatz zu den Zeitgenossen Tertullian und Irenäus, die der Gnosis eher defensiv begegnen, greift Clemens diesen Begriff positiv auf. Er schreibt, dass das Erkennen mehr als der Glaube ist (vgl. Strom VI 109,2). Zudem ist er überzeugt, dass der Logos den Menschen zur Gnosis ruft (vgl. Paid I 92,3). Der Glaube bildet einerseits die Grundlage, wobei die griechische Philosophie vorgängig die Seele reinigt, um sie für den Glauben vorzubereiten (vgl. Strom VII 20,2). Doch wird dieser Glaube durch die Gnosis vollkommen und vollendet (vgl. Strom VII 55,1-2). Somit ermöglicht erst der reflektierende Glaube eine Unterscheidung zwischen Wahrheit und Irrlehre (vgl. Strom I 35,2).
Viele seiner Werke sind verloren gegangen, doch die erhaltenen drei aufeinander aufbauenden Schriften sind theologisch sehr ergiebig. Die erste ist die Bekehrungsschrift an die Griechen . Er beschreibt den Nachteil der heidnischen Religionen, Mysterienkulte und philosophischen Gottesvorstellungen und stellt dem Leser anschliessend die Reinheit der christlichen Lehre gegenüber.130 In der zweiten Schrift Erzieher (Paidagogos) geht es um sittliche Weisung für die Christen. Hier finden sich trinitarische Ansätze. Clemens bezeichnet den Logos als Engel, der in Jesus inkarnierte (Paid I 59,1):
Wer könnte uns nun mit grösserer Liebe als er erziehen? Früher nun hatte das ältere Volk einen älteren Bund, und ein Gesetz erzog mit Furcht verbunden das Volk, und der Logos war ein Engel; dem neuen und jungen Volk dagegen ist ein neuer und junger Bund geschenkt worden, und der Logos ist Fleisch geworden, und die Furcht ist in Liebe umgewandelt, und jener geheimnisvolle Engel Jesus wird geboren.
Nach Ohligs These ist die frühjüdische Engellehre, zuerst ins hellenistische Judentum131, später in die christliche Trinitätslehre eingeflossen.132 Der Hirte des Hermas berichtet von sechs herrlichen Engeln, die um den Sohn stehen (vgl. Herm III 12,6-8). Ob Jesus in diesem Textabschnitt als Engel bezeichnet wird, ist fraglich.
In seiner dritten Schrift, seinem Hauptwerk Die Teppiche (Stromateis), versucht Clemens, die grundsätzliche Vereinbarkeit von griechischer Philosophie und christlichem Glauben, sowie die Überlegenheit des Letzteren nachzuweisen. Clemens schreibt uns von der Unteilbarkeit und Unerschöpflichkeit Gottes (Strom V 81,5-6):
…Aber auch Ganzes kann ihn niemand im eigentlichen Sinn nennen; denn "ganz" gehört zum Begriff der Grösse, und Gott ist der Vater der ganzen Welt. Aber auch von Teilen kann man bei Gott nicht reden; denn unteilbar ist das Eine und deshalb auch unendlich, nicht in dem Sinn, dass man es nicht erschöpfend behandeln kann, sondern dass man es nicht in Abschnitte zerlegen kann und dass es kein Ende hat und demnach gestalt- und namenlos ist.
In der sogenannten Namenlosigkeit Gottes sieht Ohlig eher eine griechisch-kosmische Dimension als den biblischen Gott, der ja nicht namenlos ist.133
Weiter schreibt Clemens, dass von diesem „Einen“ das Gotteswort ausgeht (Strom V 82,4), der Engel (als der Logos ) Mose den Weg weist (Paid I 58,1), und die dritte Person als der Heilige Geist (Strom V 103,1)
Vielleicht spricht er damit seherisch von der nach Erkenntnis strebenden vortrefflichen Naturanlage, wenn er nicht vielleicht, wie manche annahmen, mit seiner Aufstellung von drei verschiedenen Naturen drei verschiedene Lebensformen beschreiben will, und zwar die der Juden als die silberne, die der Griechen als die dritte und die der Christen als die, der das königliche Gold beigemischt ist, nämlich der Heilige Geist.
Nach Grillmeier ist Clemens mit seiner Logoslehre sehr nahe bei Philo.134 Christus ist das absolute Vorbild für den Menschen. Die vollendete Gleichgestaltung (gr. homoiosis ) ist das Ziel der Menschen (vgl. Strom VI 114,4). Der Logos ist für Clemens, wie bei den griechischen Apologeten, Jesus Christus. Doch betont er die Person Christi stärker. Dieser göttliche Logos gibt dem Menschen die Philosophie und das Gesetz, was schon Philo behauptete.135
3.3.2 Origenes
Origenes ist 185 n. Chr. in einer christlichen Familie geboren. Sein Vater fällt 202 n. Chr. der Verfolgung der Christen (vgl. 3.3.2) zum Opfer. Noch in Gefangenschaft ermutigt Origenes seinen Vater, standhaft zu bleiben, mit der dringlichen Aufforderung zum Martyrium (Hist Eccl VI 2,6). Sein Vater ist wahrscheinlich als Missionar oder Katechet tätig gewesen.136 Eusebius beschreibt dieses Martyrium seines Vaters (Hist Eccl VI 2,12), als Origenes noch keine siebzehn Jahre alt war.
Von seinem Vater ist Origenes in die Wissenschaften der Griechen eingeführt worden, und nach dessen Tod ist sein Eifer für das Studium noch grösser (Hist Eccl VI 2,15), wodurch er über eine solide Grundausbildung verfügte. Als Clemens die Nachfolge der Katecheten Schule von Pantänus übernommen hatte, wurde Origenes sein Schüler (Hist Eccl VI 6,1). Die alexandrinische Tradition ist auch seine geistige Heimat.137 Bereits im achtzehnten Lebensjahr übernahm Origenes die Nachfolge von Clemens als Vorsteher dieser Lehranstalt (Hist Eccl VI 3,3). Seine schriftstellerischen Werke sind umfangreich und behandeln überwiegend die Bibelauslegung.138
Obwohl in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts Christen und Heiden friedlich koexistierten und Kaiser Philippus (244-249) der „neuen Religion“ seine Sympathien bezeugte, ändert sich dies schlagartig mit der systematischen Christenverfolgung unter Kaiser Decius (250). Origenes erkannte im Voraus, dass die Friedenszeit irgendwann zu Ende sein könnte (vgl. Gegen Celsus 3,15).
In dieser Zeit der Ungewissheit schreibt er sein bekanntestes Werk Gegen Celsus (vgl. Kap. 3.2) zwischen 245 und 248.139 Origenes verweist im Vorwort (vgl. Contra Cels prae 2), darauf, dass die Widerlegung der von Celsus vorgebrachten falschen Zeugnisse und Anklagen keineswegs die wirksamste Form der Verteidigung darstellt, und er verweist auf das Schweigen Christi vor Pilatus. Die Verteidigung soll vielmehr aus dem Lebenswandel der Jünger folgen, der die stärkste Widerlegung falscher Zeugnisse und Anklage ist.
Die Besonderheit dieser Schrift liegt am innerkirchlichen Adressatenkreis (Celsus war zu diesem Zeitpunkt schon tot), der Origenes in seinem Glauben stärken will.140 Wie Clemens plädiert auch Origenes für den vernunftgemässen Glauben sowie dafür, dem Gnostizismus eine vertiefte Glaubenserkenntnis entgegenzustellen.141 Es sei für die christliche Lehre besser, wenn man den Lehrsätzen mit Vernunft und Glaube zustimme als mit blossem Glauben (vgl. Contra Cels 1,13). Daher sollen die Gläubigen in den Schriften forschen, wie es Jesus geboten hatte (vgl. Cels 3,33; 5,16). Doch räumt Origenes ein, dass es nur sehr wenige Experten auf dem Gebiet der kirchlichen Lehre gäbe (vgl. Contra Cels 6,37).
In seinem weiteren Werk Vier Bücher von den Prinzipien (De principiis) geht es um die Grundgegebenheiten des christlichen Glaubens, um Christen wie Nicht-Christen einen Einblick in seinen theologischen Unterricht zu geben.142 Erstmals beschreibt ein Kirchenvater die Problematik, wie denn Sohn und Geist wirklich Gott seien mit einem zeitlichen Anfang. So heisst es (De princ I 2,2):
Daher müssen wir uns Gott als den ewigen Vater des eingeborenen Sohnes denken, der aus ihm seinen Ursprung und sein Wesen hat, jedoch ohne irgend einen Anfang.
Der Sohn ist ohne Anfang, womit er nicht zur Kreatur gehört. Denn die Zeugung ist „ewig und immerwährend“ (vgl. De princ I 2,4). Der Logos und Geist sind zwar Mittler vom Vater her, gehören aber selbst auch dieser präexistenten Schöpfung an.143 Trotzdem tut sich Origenes schwer mit den Wesensbegriffen144 und fragt in seiner Schrift Gegen Celsus (VI 64).
…Es wäre (dann) auch zu untersuchen, ob "der Eingeborene" und "der Erstgeborene aller Schöpfung (vgl. Joh 1,14; Kol 1,15)" die Wesenheit der Wesenheiten, das Urbild der Urbilder und der Ursprung (der Dinge) zu nennen sei, während Gott, sein Vater, jenseits aller dieser Begriffe steht.
Origenes findet eindeutige Worte über das Gebet: Wir sollen allein zu dem allmächtigen Gott beten (De oratione, Erster Teil, 15,1 ):
Wenn wir nun verstehen, was denn eigentlich "Gebet" bedeutet, dann darf man wohl zu keinem der Geschaffenen beten, auch nicht zu Christus selbst, sondern allein zu dem Gott und Vater aller, zu dem auch unser Heiland selbst betete, wie wir oben1 dargelegt haben, und zu dem er uns beten lehrt. Denn als er die Worte gehört hatte: "Lehre uns beten", lehrt er nicht zu ihm, sondern zu dem Vater beten und sprechen: "Unser Vater in den Himmeln" und so weiter. Denn wenn, wie an anderem Orte gezeigt wird, der Sohn vom Vater dem Wesen und der Person nach unterschieden ist, so muss man entweder zum Sohn und nicht zum Vater beten, oder zu beiden, oder zum Vater allein. Zum Sohn und nicht zum Vater beten, das wird jeder, wer es auch sei, für ganz unmöglich und dem klaren Augenschein widersprechend erklären;
Grillmeyer kommt zum Ergebnis, dass das Schwergewicht bei Origenes auf der theologischen Deutung des Verhältnisses von Vater und Sohn liege.145 Origenes ist der erste, welcher eine neue Wortschöpfung für dieses Verhältnis kreiert hat: „Gottmensch“ (vgl. De princ II 6,2).
Für Ohlig ist das erste Mal der Schritt von einer rein ökonomischen zur immanenten Trinität vollzogen worden.146 Der Logos und der Heilige Geist sind weiterhin Mittler des Vaters, doch gehören sie zur präexistenten Schöpfung. Origenes schafft eine wichtige Voraussetzung für die Trinitätstheologie, indem er den Hypostasenbegriff auch auf den Heiligen Geist anwendet. Um sich gegen den Modalismus abzugrenzen, sind sie als selbstständig subsistierende Personen zu verstehen und nicht als Wirkungen ein und derselben Gottheit.147
3.4 Altkatholische Väter
Die Schriften dieser Väter legen die Basis für die Katholische Kirche in Bezug auf die kirchlichen Verfassungen und Grundfragen christlicher Theologie.148 Sie stehen einerseits den Aposteln noch nahe genug, in derer das Bewusstsein charismatischer Freiheiten noch lebendig ist, andererseits bedeutet die apostolische Tradition für sie feste Normen, durch die sie gebunden sind. Sie werden auch als „antignostische Väter“ bezeichnet wegen ihres grossen Ertrages an antignostischen Schriften.149
3.4.1 Irenäus
Irenäus von Lyon (ca. 135 n. Chr. – 202 n. Chr.) gilt als einer der bedeutendsten Theologen des zweiten Jahrhunderts und einer der ersten systematischen Theologen des Christentums. Seine Schriften sind in der frühen Entwicklung der christlichen Theologie wegweisend. Die Widerlegung der Gnosis machte ihn zum Vater der christlichen Dogmatik. In seinen Schriften verbindet er biblische Fakten und ergänzt diese durch kirchliche Traditionen in Kleinasien. Er beruft sich unter anderem auf die Bischöfe Polykarp (dessen Schüler er war) und auf Papias von Hierapolis.
Dadurch legt er zugleich das Fundament der frühkatholischen Kirche.150 Bischofslisten (vgl. Haeres 3,3) sollen die wahre Kirche von den Häretikern abgrenzen. Er kommt von Kleinasien nach Lyon und wird nach dem Martyrium des Bischofs Photeinos sein Nachfolger.151
Durchgehend betont Irenäus, dass Gott souverän ist und dass alles aus ihm seinen Ursprung hat. Unter anderem schreibt er in seinem Nebenwerk (Demonstratio 2,99):
Sofern irgendwer meinen sollte, Gott der Vater sei ein anderer als unser Schöpfer, wie tatsächlich die Irrlehrer meinen, so missachten solche den wahren Gott und vergöttern ein Nichts; sie stellen ihren eingebildeten Vater-Gott hoch über unseren Schöpfer und meinen, etwas Grösseres als die Wahrheit gefunden zu haben.
Die Gnostiker versuchen, Jesus von Christus zu trennen, denn nach ihrer Auffassung soll sich der Geist nicht am Fleisch beflecken, oder anders formuliert: der Schöpfergott sei ein anderer als der Erlösergott.152 Irenäus greift in seiner Schrift die Gnostiker an und betont ausdrücklich die Fleischwerdung Gottes. In seinem Hauptwerk Gegen die Häresien (Contra Haereses) schreibt er (Haeres I 8,6):
Sohn und Wahrheit und Leben und Fleisch gewordenes Wort nennt er [Gott] ihn.
Weiter schreibt er an die Gnostiker (Haeres I 10,3):
Sie suchen zu erforschen, warum Gott „alles im Unglauben verschlossen habe, um sich aller zu erbarmen“, und dankbar zu verstehen, warum das Wort Gottes Fleisch geworden ist und gelitten hat, und warum die Ankunft des Sohnes Gottes in den letzten Zeiten stattfindet, d. h. der Anfang am Ende erscheinet.
Für Irenäus hat Gott in Jesus Christus am Kreuz gelitten und nicht ein Mensch. Für Sierszyn ein Meilenstein zum trinitarischen Bekenntnis von Nicäa.153 Der Sohn ist eindeutig Gott, da er direkt von ihm gezeugt ist (Demonstratio 1,47):
Also ist Herr der Vater und Herr der Sohn, und Gott der Vater und Gott der Sohn; denn wer von Gott erzeugt ist, ist Gott…
Der Heilige Geist bildet für Irenäus das dritte „Hauptstück“ (Demonstratio 1,6):
…Gott der Vater, ungeworden, unendlich, unsichtbar, ein Gott Schöpfer des Alls. Das zunächst ist das erste Hauptstück unseres Glaubens. Das zweite Hauptstück sodann ist das Wort Gottes, der Sohn Gottes, Christus Jesus unser Herr…Das dritte Hauptstück dann ist der Hl. Geist…
Der Heilige Geist bekommt zum ersten Mal eine festere Position, die für Ohlig aus der Auseinandersetzung mit der Gnosis erfolgt, wodurch der Taufbefehl eine normative Kraft entfaltet.154 Um die göttliche Einheit zu wahren, beschreibt Irenäus den Logos und den Heiligen Geist als Hände Gottes (Haeres IV 20,1):
Die Engel also haben uns nicht gemacht, noch gebildet, noch konnten sie uns nach dem Bilde Gottes machen, noch irgendein anderer ausser dem Worte des Herrn, noch irgend eine Kraft, die von dem Vater des Weltalls weit entfernt war. Auch bedurfte Gott keiner solcher Hilfe, um das zu machen, was er bei sich beschlossen hatte, gleich als ob er selbst keine Hände hätte. Denn immer ist bei ihm das Wort und die Weisheit, der Sohn und der Geist, durch die und in denen er alles aus freiem Willen und Entschluss geschaffen hat.
Diese Weisheitsspekulation, in der Logos und der Heilige Geist als Hände Gottes dargestellt werden, ist laut Ohlig schon bei Philo in seinen Vermittlungsinstanzen (vgl. Kap. 3.3.1) ersichtlich.155 Gott-Vater wirkt nicht selbst, sondern über seine Hypostasen (vgl. Haeres II 30,9).
Für Kraft unterscheidet sich Irenäus von allen anderen vor ihm wirkenden Kirchenvätern durch seine biblisch-heilsgeschichtliche Theologie.156 Er entfaltet keine spekulative Trinitätslehre, sondern benutzt Vorstellungen, Begriffe und Bilder, um das Geheimnis der Dreiheit zu beleuchten.157 Vater, Sohn und Heiliger Geist sind von Anfang bis Ende im gesamten Heilsprozess gegenwärtig.158
3.4.2 Hippolyt
Hippolyts (ca. 170 n. Chr. – 235 n. Chr.) Herkunft ist unbekannt. Als Schüler des Irenäus von Lyon gilt er im Westen als der wichtigste Kirchenlehrer seiner Zeit. Er ist der bedeutendste, fast einzige Gelehrte der noch Griechisch schreibt. In der abendländischen Kirche hatte sich für den ausserliturgischen Gebrauch längst die lateinische Sprache durchgesetzt.159 Hippolyt übertraf seinen Lehrer Irenäus an Gelehrsamkeit und literarischer Entfaltung.160 Ein Grossteil seiner zahlreichen Schriften ist verloren gegangen.
Ab 192 n. Chr. ist er Presbyter in Rom, Origenes hat ihn in Rom predigen hören.161 Die Stellung des Bischofs in Rom bleibt ihm verwehrt. Bischof Zerphyrin ernennt Kallist in die Gemeindeleitung, der später sein Nachfolger in Rom wird. Ein Teil der Gemeinde hält aber zu Hippolyt, wodurch er zum ersten Gegenbischof von Rom in der Geschichte (seit 217 „Gegenpapst“) wird.
Die religionspolitische Situation änderte sich, als die Dynastie des christenfreundlichen Severer (193-227) abgelöst wurde durch einen Feind der Kirche, den Thraker Maximinus (235-238). Die beiden Bischöfe Hippolyt und mittlerweile Pontianus (nach Kallist, folgt Urban) werden nach Sardinien verbannt und sterben an den Folgen des Strafvollzugs. Die römische Gemeinde hatte anstatt zweier Bischöfe, zwei Märtyrer.162
In seiner Schrift Widerlegung aller Häresien163 (Refutatio omnium haeresium) beschreibt er die damalige Situation unter den Bischöfen. Bischof Zephyrin ist ein ungelehrter und ungebildeter Mann, der von Kallistus manipuliert wird. Letzterer sorgt immer wieder für Unruhe in der Gemeinde um eine gute Ausgangsposition für das Bischofsamt zu gewinnen, was ihm letztlich auch gelang (Refut 9,11):
Kallist übte auf Zephyrin einen Druck aus und veranlasste ihn, offiziell zu erklären; "Ich kenne einen Gott Jesus Christus und ausser ihm keinen anderen gezeugten und leidensfähigen". Kallist erklärte dann weiter: "Nicht der Vater ist gestorben, sondern der Sohn." So unterhielt er immerwährenden Streit im Volke…
Hippolyt wehrt sich gegen die Sabellianer164. Er vertrat in der Tradition von Justin die Meinung, der Sohn ist ein anderer als der Vater. In diesem Streit bezieht Kallistus165 eine Mittelstellung, nennt Hippolyt einen Ditheisten, und zugleich exkommuniziert er Sabellius. Der Vorwurf an Hippolyt, an zwei Götter zu glauben, hängt mit seinem klaren Bekenntnis zu Jesus als Gott zusammen (vgl. De Chri 6;61). Das Bekenntnis zur Gottheit Christi ist für die Römer eine Schwierigkeit, die den Monotheismus aufzuheben droht.166 In weiteren Metropolen (Alexandrien, Karthago) greift die monarchianische Lehre um sich.167 Hippolyt wehrt sich direkt gegen den Vorwurf einer Zwei-Götter-Lehre (Refut 9,12):
Das bedeute das Wort: "Glaubst du nicht, dass ich im Vater und der Vater in mir ist?" (vgl. Joh. 14, 11) Das Sichtbare, was ja Mensch sei, das sei der Sohn, der Geist, der im Sohne Wohnung genommen habe, der sei der Vater: "Denn", so sagt er, "ich will nicht zwei Götter bekennen, Vater und Sohn, sondern einen," Nachdem der Vater im Sohne Fleisch angenommen hatte, vergöttlichte er es durch die Vereinigung mit sich und machte eine Einheit, so dass Vater und Sohn ein Gott genannt würden, und, da dies eine Person sei, so könnten es nicht zwei sein und so habe der Vater mit dem Sohne mitgelitten;
In seinen Schriften erkennt man eine Gleichstellung der Dreiheit. Sein Werk Canones (Canones Hippolyti) beginnt mit den einleitenden Worten (Canones prae):
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, des einzigen Gottes…
Dem unitarischen Modalismus stellt Hippolyt die Lehre der dreifaltigen Oikonomia entgegen, indem Vater, Sohn und Heiliger Geist ewig und gleichberechtigt sind (Canones 1)
Vor allem müssen wir unsere Rede mit dem heiligen, rechten Glauben beginnen, der da ist an unsern Herrn Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Wir haben dieses aufgestellt zur Bezeugung des Glaubens und bekennen freiwillig, in der Wahrheit beharrend, die Dreifaltigkeit, welche in allem gleich an Ehre, gleich an Herrlichkeit ist und weder Anfang noch Ende hat. Das Wort ist der Sohn Gottes, der da ist der Schöpfer jeder Kreatur, der sichtbaren wie der unsichtbaren…
Auch die Dämonen bekennen die Dreiheit (vgl. Canones 12). Im Gegensatz zu seinem Lehrer, versucht er über die Natur des Logos nähere Bestimmungen zu machen.168 Der Logos Gottes ist nach Hippolyt im Alten Testament fleischlos. Mit seiner Geburt hat Christus sich einen Leib gewoben (De Chri 4):
Der Logos Gottes war nämlich fleischlos, nahm aber dann das heilige Fleisch aus der heiligen Jungfrau an, indem er sich gleichsam wie ein Bräutigam ein Kleid für das Kreuzleiden wob…
Die Umschreibung „kleidet im Fleisch“ oder Tempel (vgl. De Chri 6) ist für Grillmeier keine wirkliche Entwicklung in der christologischen Sprache. Somit gibt es keine neuen Ansätze zu einer technischen Formulierung der Inkarnation.169 Für Huber scheint Hippolyt keinen persönlichen Heiligen Geist zu entfalten. Eher sieht er ihn im Sinne einer unpersönlichen Kraft oder göttlichen Gnadenströmung, nicht aber als eigenständige Hypostase.170
3.4.3 Tertullian
Tertullian (ca. 160 - 230) ist ein früher christlicher Schriftsteller, in Karthago (heute Tunesien) als Sohn eines römischen Offiziers geboren. Um 190 schliesst er sich in Rom einer Kirche an. Dort erhält er eine rhetorische und juristische Ausbildung. In den Gesetzen Roms ist er sehr bewandert und zählt seinerzeit zu den vorzüglichsten Männern Roms (Hist Eccl II 2,4). Tertullian kämpft an drei Fronten: Gegen die laugewordene Christenheit, den christenfeindlichen römischen Staat und gegen Irrlehrer.171 Tertullian folgt Irenäus in vielen Punkten.172
Er kehrt nach Nordafrika zurück. Hieronymus ernennt ihn zum Presbyter. Wie schon bei Hippolyt haben die Modalisten auch Karthago erreicht. In ihren „Erscheinungsformen“ Gottes hat der Vater gelitten, Tertullian nennt sie polemisch Patripassianer (lat. pater , "Vater" und passio "Leiden"). Tertullian führt als erster den Begriff Trinitas in die lateinische Theologie ein. Praxeas, gegen den die nachfolgende Schrift gerichtet ist, will dem Logos weder Realität noch Personalität zuschreiben (vgl. Adv Prax 7). In seiner apologetischen Schrift Gegen Praxeas (Adversus Praxeas) heisst es (Adv Prax 3):
…die Mehrzahl unter den Gläubigen sind bange vor der sog. Ökonomie, deswegen, weil gerade die Glaubensregel von den vielen Göttern der Heidenwelt auf den einen wahren Gott hinführt, indem sie nicht einsehen, dass man ihn im Glauben zwar als den einzigen erfassen muss, aber eben in seiner Ökonomie. Die Zahl und Ordnung in der Trinität nehmen sie für eine Zerreissung der Einheit, während doch die Einheit, welche aus sich selber die Dreiheit hervorgehen lässt, durch letztere nicht aufgelöst wird, sondern sich bestätigt. Daher kommen sie uns immer damit, wir lehrten zwei oder drei Götter...
Die Trinität ist zu seiner Zeit zu einem charakteristischen Zeichen der christlichen Theologie geworden. Seine lateinische Wortschöpfung umfasst fast tausend neue Wörter.173 Als Antwort an die Modalisten sind Vater, Sohn und Heiliger Geist wesenseins174, doch nicht ein Wesen.175 Es entsteht die Formel: una substantia, tres personae . Seit Tertullian wird die Trinität immer mit dem Begriff der göttlichen Substanzen erklärt. Die eine, unteilbare, homogene, göttliche Substanz konstituiert sich in drei Personen.176
Der Begriff persona bedeutet wörtlich „eine Maske“, wie sie Schauspieler in einem römischen Drama getragen haben im Sinne eines Rollenspiels.177 Greshake sieht die Grundbedeutung des griechischen Begriffes der Person (gr. prosopon ) mehr im Sinne von „das, was unter die Augen fällt“ oder „was man sehen kann“. Den Begriff Maske sieht er als daraus abgeleitete Darstellung der Grundbedeutung dieses Begriffes.178 Tertullian wollte vielleicht den Menschen auf diese Weise die drei aufeinander bezogenen Rollen in einem Drama menschlicher Erlösung aufzeigen. Der Substanzbegriff, der von Tertullian eingeführt wurde, soll die grundsätzliche Einheit trotz der äusseren Erscheinung ihrer Vielfalt ausdrücken.179
Tertullian erläutert diese Einheit der Substanz und die Unteilbarkeit, die ihre Unterschiede in der Stellung, Spezies und Form haben (Adv Prax 2):
…versteht sich in Folge der Einheit einer Substanz, und als ob nicht trotzdem das Geheimnis der sogenannten Ökonomie gewahrt würde, welches die Einheit in eine Dreiheit zerlegt und drei Personen vorschreibt, den Vater, den Sohn und den hl. Geist; aber drei nicht der Wesenheit, sondern der Stellung nach, nicht der Substanz, sondern der Form nach, nicht der Macht, sondern der Spezies nach, dabei aber von einer Substanz, einer Wesenheit und einer Macht. Denn sie sind nur ein Gott, aus welchem jene Stufen, Formen und Einzelwesen unter dem Namen Vater, Sohn und hl. Geist hergeleitet werden.
Die Substanzen können sich nicht vermischen (Adv Prax 27):
Dieser wird Gott und das Wort und der Menschensohn sein. Da haben wir den Doppelzustand, der nicht in einer Vermischung, wohl aber in einer Verbindung besteht, in der einen Person, dem Gott und Menschen Jesus. Über ihn als den Christus zu sprechen, schiebe ich auf…Da vielmehr beide Substanzen je nach ihrem Zustande immer in deutlich unterschiedener Weise handelten, deshalb wurden ihnen auch die ihnen eigentümlichen Verrichtungen und endlichen Schicksale zu Teil. Aus ihnen bestand Jesus, dem Leibe nach Mensch, dem Geiste nach Gott…
Diese Verbindung zwischen den beiden ewigen Realitäten, der Gottheit und Menschheit Christi, führt zur una persona . Für Grillmeier stehen sich Person und Substanz auf zwei Ebenen gegenüber, auf denen im dreifaltigen Gott Unterschied und Einheit zu suchen sind.180 Die Anschuldigungen einer Zweigötterlehre werden entkräftet (Adv Prax 13):
Dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund, nicht etwa als wäre der Vater nicht Gott und der Sohn nicht Gott und der hl. Geist nicht Gott und nicht jede einzelne Person Gott, sondern es wurden in der Vorzeit zwei Götter und zwei Herren verkündigt, damit, wenn Christus käme, er als Gott anerkannt und Herr genannt würde, da er der Sohn Gottes und des Herrn ist.
Denn wenn ich auch zwei Sonnen statuierte, so würde ich doch die Sonne und ihren Strahl ebenso sehr als zwei Dinge und zwei Teile derselben untrennbaren Substanz aufzählen, als Gott und sein Wort, den Vater und den Sohn.
Für Loofs ist Tertullian mit seiner Hypostasenchristologie181 dyotheistisch oder tritheistisch verdächtig.182 Kellner geht einen Schritt weiter und behauptet, es sei weder feiner noch grober
Ditheismus, sondern subordinatrianisch.183 Für McGrath ist die Terminologie von drei Personen und einer Substanz ebenfalls nicht erhellend.184 Für Hauschild ist eine Formel gefunden, auch wenn diese unreflektierte Vorstellung das christologische Problem nicht völlig klärt.185 Für Tuggy ist Tertullian ein Unitarier, wenn man einerseits alle seine Schriften analysiert und andererseits sein stoisches Gotteskonzept versteht.186
In der Global Encyclopedia steht:
„Am Ende des 2. Jahrhunderts behauptete Tertullian, dass Gott von einer Substanz ist, bestehend aus drei Personen. Diese Sprache und mit ihr die Unklarheit und Doppeldeutigkeit der Formulierung Tertullians hat obsiegt. Es wurde das offizielle Bekenntnis der Kirche, unterstützt durch die Macht des neuerdings christlichen römischen Kaisers Konstantin beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr., dass der Sohn gleichen Wesens mit dem Vater ist. Ganz gleich, wie gravierend die Unstimmigkeiten im Einzelnen auch waren, der Platz Jesu in der Trinität ist zu einem fast weltumfassenden Charakteristikum des christlichen Glaubens geworden.“ 187
3.4.4 Cyprian
Cyprian (ca. 200 -258) ist in Karthago geboren. Als Heide lässt er sich 245 taufen. Sein Vermögen verschenkt er an die Armen und studiert die heiligen Schriften und die Werke Tertullians, durch die er massgeblich beeinflusst wird. Er wird Jurist und Rhetor.188
Im Jahre 248 wird er Bischof von Karthago (Hist Eccl VII 3) und nach Tertullian der zweite bedeutende Kirchenlehrer Nordafrikas.189 Im Jahre 250 entgeht Cyprian durch Flucht der Decischen Verfolgung. In einer zweiten Welle der Verfolgung wird er enthauptet.190 Die umfangreichen Schriften Cyprians zeichnen sich durch originelle theologische Gedanken aus, besonders Über die Einheit der katholischen Kirche .191
In seinem Werk An Quirinus: Drei Bücher Schriftbeweise ( Testimoniorum libri tres ad Quirinum) ist Christus das Wort Gottes (Testim 2,3), Hand und Arm Gottes (Testim 2,4), Engel und Gott (Testim 2,5.6), der sich aus beiden Naturen zusammensetzt (Testim 2,10).
In seiner Verteidigung gegen den Gnostiker Marcion schreibt er von dem Geheimnis der Dreieinigkeit, doch entfaltet er keine spezielle Trinitätslehre (Adv Marc 73,5):
…[Matth. 28,18-19]!" Die Dreieinigkeit schärft er ein, auf deren Geheimnis alle Völker getauft werden sollten. Hält etwa Marcion an dieser Dreieinigkeit fest?
Die Trinität ist ein Geheimnis (vgl. De dom 34). Er vergleicht die Einheit Gottes in seiner Trinität mit der Einheit der Kirche um Spaltungen zu vermeiden (De cath 1,6). …Der Herr sagt. "Ich und der Vater sind eins"(vgl. Joh 10,30). Und wiederum, steht über den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist geschrieben:" Und diese drei sind eins! (1. Joh. 5,8)…
In der Trinität ist der Heilige Geist eine Selbstverständlichkeit. Cyprian geht aber nicht näher auf eine Definition ein (Epist 73,12):
…Auch sein Tempel kann einer, der die Gottheit Christi leugnet, nicht werden. Oder des Heiligen Geistes? Da alle drei eins sind, wie kann da der Heilige Geist mit dem versöhnt sein, der ein Feind des Sohnes oder des Vaters ist?…
Cyprian hinterlässt keine systematische Theologie, die die Trinität reflektiert. Sie ist für ihn die Mitte des Glaubens und implizit in all seinen Schriften gegenwärtig.192 Er geht in seinen Ausführungen nirgends über Tertullian hinaus, bemerkt Meier .193
3.5 Zusammenfassung
Bei den apostolischen Vätern194 ist noch keine trinitarische Einteilung ersichtlich, vielmehr sind sie christologisch ausgerichtet. Der Heilige Geist hat eine untergeordnete Rolle. Der Bezug zum Judentum ist zum Teil noch lebendig in der Schriftfrömmigkeit (Clemensbriefe), in der Bezeichnung Jesu als israelitischer Priester (Ignatius), Elemente jüdisch-christlicher Gottesdienste (Polykarp) oder der allegorischen Schriftauslegung Philos (Barnabasbrief). Langsam gewinnt die Gnosis an Einfluss, gegen die sich die Kirchenväter zur Wehr setzen (Clemensbriefe, Ignatius, Polykarp), indem sie betonen, dass Jesus im Fleisch gekommen ist. Jesus wird als Gott bezeichnet (Ignatius), und wir sollen von Jesus denken wie von Gott (Clemensbriefe). Eine Zwei-Naturen-Lehre (Ignatius) lässt sich erahnen sowie die Präexistenz Jesu (Barnabasbrief). Die Erlösungslehre (Ignatius, Hirte) wird zum Thema als auch das Taufbekenntis (Didache). Es zeigen sich aber auch schroffe Abgrenzungen zum Judentum und dem Alten Bund (Barnabasbrief). Die Qualität der Schriften ist unterschiedlich, teilweise theologisch umstritten (Barnabasbrief, 2. Clemensbrief, Hirte).
Die griechischen Apologeten haben keine jüdisch-christliche Vergangenheit. Als bekehrte Heiden mit platonischem Bildungshintergrund führen sie einen Mehrfrontenkrieg gegen antichristliche Propaganda, Gnostiker, jüdische Schriftgelehrte und den römischen Staat, der (je nach der Gesinnung des aktuellen Kaisers) Christenverfolgungen auslöst. Die Apologeten wollen ihren Adressaten den Gott der Christen als richtigen Gott aufzeigen, der sich vom allgemeinen Gottesbegriff nicht unterscheidet. Die heidnische Philosophie sei auf dem richtigen Weg, die volle Gotteserkenntnis findet man beim biblischen Gott. Für die Apologeten ist der Logos identisch mit dem ewigen Gott. Um sich gegen eine Zwei- oder Dreigötterlehre zu verteidigen, sind Sohn und Heiliger Geist im Vater von Anbeginn existent. Doch hat es auch hier Unterschiede: Bei manchen Apologeten ist der Logos als Werk bezeichnet, wobei eine zeitliche Abfolge der Ereignisse (erst Vater, danach der Sohn) ersichtlich scheinen (Justin, Tatian, Theophilus). Eine Besonderheit bilden die erwähnten Syrer Tatian und Theophilus, die eher skeptisch gegenüber der griechischen Philosophie eingestellt sind. Sie vertreten ein einfacheres Gottesmodell und geben dem Logos eher kreatürliche Züge. Athenagoras ist die sprachliche Fixierung am besten gelungen, um der gebildeteren Schicht den Gott der Christen darzulegen. Der Heilige Geist wird teilweise in der Dreiheit erwähnt, doch es wird keine tiefe Einsicht in sein Wesen dargelegt. Es geht im Wesentlichen um die Definition von Vater und Sohn. Die Fleischwerdung Christi wird bei den Apologeten durchgehend betont, als Antwort auf die wachsende Gefahr durch die Gnosis.
Die alexandrinischen Väter verteidigen ihr Gottesbild in der Hochburg der Gnosis und des Synkretismus. Das Christentum ist eine von vielen Religionen, eine gewisse Exklusivität wie in Kleinasien oder Rom ist nicht gegeben. Der bedeutendste jüdische Apologet Philo schafft es, durch allegorische Auslegung des Alten Testaments mit dem Hellenismus eine Brücke zu bauen. In seiner platonischen und stoischen Interpretation ist der Logos eine Art verborgene Kraft Gottes und dient später als Grundlage für die christologische Logos -Lehre. Clemens und Origenes verstehen den Johannesprolog als göttlichen Logos . Sie legen das Neue Testament allegorisch aus. Sie unterstreichen die Göttlichkeit Jesu, die vor der irdischen Niedrigkeit und Geschichtlichkeit zurücktritt. Wegen zunehmender Abwerbungen durch die Gnostiker sind Clemens und Origenes gezwungen zu reagieren. Sie bleiben der Linie Philos treu und konstruieren ein spekulatives Lehrgebäude auf Grundlage der Offenbarung. Ziel ist ein zunehmend intellektuelleres Christentum, dass die Brücke zwischen den glaubensfeindlichen Gnostikern und der wissenschaftskritischen Haltung der damaligen Nachfolger Jesu bildet. Für die Alexandriner ist die Gnosis an sich nichts Schlechtes, sie sehen in ihr aber eher einen Wegbereiter zur wahren, sprich christlichen Gnosis. Ziel ist die Abgrenzung gegen die „ketzerisch-unkirchliche“ Gnosis. Ihre Trinitätslehre verlegt Sohn und Heiligen Geist in die Ewigkeit, womit der Schritt von der ökonomischen zur immanenten Trinität vollzogen wird. Die Gott-Vater Beziehung ist immer noch vorherrschend gegenüber der Definition des Heiligen Geistes. Der Logos und der Heilige Geist sind weiterhin Mittler des Vaters, doch gehören sie zur präexistenten Schöpfung. Innerhalb der Trinität ist die zeitliche Abfolge in ihren Lehren nicht mehr vorhanden, was besonders in den Schriften von Origenes ersichtlich ist. Origenes führt den Hypostasenbegriff für den Heiligen Geist ein.
Die altkatholischen Väter zeichnen sich durch ihre Vielzahl von Schriften gegen die Gnosis aus. Die Abgrenzung zu den Häretikern erfolgt nun auch über Bischofslisten (Irenäus), um eine Linie bis zu den Aposteln aufzuzeigen. Immer mehr Normen werden erlassen, deren Anerkennung über die Zugehörigkeit der Kirche entscheidet. Für Irenäus hat Christus am Kreuz gelitten. Dieser Christus ist für ihn Gott, weil er aus Gott gezeugt ist. Sohn und Heiliger Geist sind als Hände Gottes beschrieben, die als Vermittlungsinstanzen in der Welt wirken. Hippolyt kämpft gegen den Vorwurf in Rom, eine Zwei-Götter-Lehre zu vertreten, und verteidigt sich gegen die Anhänger des modalistischen Monarchianismus195 mit seiner Lehre von der dreifaltigen Oikonomia , in der Vater, Sohn und Heiliger Geist ewig und gleichberechtigt sind. Tertullian unterscheidet drei Personen in einer Substanz. Von ihm stammt die Formel: una substantia, tres personae. Dieser Substanzbegriff soll die grundsätzliche Einheit ausdrücken, trotz der äusseren Erscheinung ihrer Vielfalt. Nach Tertullian können sich die Personen nicht vermischen. Seine lateinische Wortschöpfung umfasst fast tausend neue Wörter. Der Heilige Geist ist nun fester Bestandteil der immanenten Trinität. Er gewinnt zunehmend an Substanz in den Schriften. Irenäus bezeichnet ihn als drittes Hauptstück, die Dreiheit ist ewig und gleichberechtigt (Hippolyt). Cyprian bleibt in den Ausführungen bei Tertullian und erliegt der Verfolgung. Der Bezug zum trinitarischen Bekenntnis von Nicäa wird zunehmend sichtbarer.
4 SCHLUSSFOLGERUNG
4.1 Einfluss der Kirchenväter
Als die Kirche ihre welterobernde Mission auszuführen anfing und die Christen sich vor der Notwendigkeit gestellt sahen, die Heilige Schrift zu erläutern, da fand man eine allgemein verbreitete, von Griechen und Juden geübte und anerkannte Auslegung vor, die Allegorische.196
Die am Wortsinn festhaltende exegetische Methode der Juden in Israel konnte für den christlichen Schriftsteller deshalb weniger in Betracht kommen, weil die Targumim197 und Midraschim198 in einer ihnen gänzlich fremden Sprache abgefasst waren. Somit übernahmen die Christen oftmals die Denkweise Philos durch seine glänzende Sprache und geistvolle Untersuchung, der Eindruck hinterliessen. Wie gross das Ansehen Philos war, ist daran zu erkennen, dass die christliche alexandrinische Exegetenschule geradezu auf ihn aufbaut.199 Heinisch weist in seinem Werk die allegorische Exegese bei Clemens von Rom, dem Barnabasbrief, Justin dem Märtyrer, Theophilus, Iräneus und Clemens nach.200 Schon bei Plotin finden wir die Dreifaltigkeit. Seine Lehren wurden in der Schule von Athen gelehrt, bis diese 529 n. Chr. von Kaiser Justinian I. geschlossen wurde.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Verfall der Literatur. Der Theologe von Harnack räumt ein, dass die gesamte christliche Literatur manipuliert worden sei. Nicht nur vornizäische Werke wurden verfälscht oder verworfen.201 Die Dogmen wurden somit nachträglich in die vornizänische Literatur hineingearbeitet. Der zu den spätantiken Kirchenlehrern gehörende Hieronymus (347-420) gibt für die Fälschungen sogar die Regel vor.202 Schriftstellen, die aus seiner Sicht überflüssig sind, müssen beim Kopieren von „ketzerischer“ Literatur gestrichen werden. Das gleiche Schicksal betrifft auch vortrinitarische Schriften, die Trinitätskonform entsprechend umgeschrieben werden. Durch die Monopolisierung der Literaturverbreitung und zunehmende Dogmatisierung entsteht eine literaturfeindliche Grundhaltung gegenüber allem, was nicht konform war. Von mehreren Millionen Werken der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts erreichen nur Bruchteile das sechste Jahrhundert. Manche behaupten, es sei nur ein Tausendstel.203
Neben der Vernichtung und Verfälschung gab es noch einen weiteren bedeutenden Punkt: Die voreingenommene und wohlwollende Beschreibung ihres Herrschers. Ein Vertreter ist Laktanz (250-325), der von Kaiser Konstantin als Erzieher seines Sohnes Crispus um 317 in die Kaiserresidenz nach Trier berufen wird. Sein Werk de mortibus persecutorum (Von den Todesarten der Verfolger) ist eine Schmähschrift gegen die heidnischen Feinde und wohlwollend gegenüber dem Kaiser Konstantin mit masslosen Übertreibungen. Das Gleiche gilt für den Vater der Kirchengeschichte Eusebius. Dieser schreibt in seiner Vita Constantini ausdrücklich, er wolle „nur von dem reden und schreiben, was sich auf sein [Konstantin] gottgefälliges Dasein bezieht“. Alle Werke der Kirchengeschichte sind somit mit Vorsicht zu interpretieren.204
4.2 Der Machtstellung Kaiser Konstantins
Mit der Dogmatisierung der christlichen Trinitätslehre durch die Alte Kirche wurden Richtlinien erstellt, an die sich die grossen Konfessionen in Ost und West heute noch halten. Ein bedeutender Meilenstein in der Frage der Trinität ist das erste ökumenische Konzil von Nicäa im Jahre 325. Durch verschiedene Auslegungen der Glaubenslehre bezüglich der Trinität Gottes ist die Einheit der Kirche gefährdet. Für die Homoousianer (Die Gruppe um Bischof Alexander von Alexandrien und seinen Diakon Athanasius) ist der Sohn vollkommen wesensgleich (gr. homoousios) mit dem Vater. Der Presbyter Arius (260-336) vertritt eine extreme Subordination und trennt den Logos von Gott, wobei nur Gott der Vater ewig, ungezeugt und ohne Anfang ist. Es kommt zum Streit mit seinem Bischof Alexander. Der Klerus in Alexandria warnt ihn zuerst schriftlich, seine Lehre zu widerrufen.205 Die Lehre und seine Anhänger (deren Anzahl nicht klein war) werden auf der Synode von Alexandrien (321) als häretisch verworfen.206 Arius verlässt Alexandrien und findet Unterstützung bei Eusebius von Nikomedia, der Kaiser Konstantin taufen lässt und später Patriarch von Konstantinopel wird. Eusebius bemüht sich um die Rehabilitierung von Arius, und 250 Bischöfe schliessen sich seiner Überzeugung an.207 Die Synode von Bithynien stellt sich hinter Arius, der ohne Rehabilitierung nach Alexandrien zurückkehrte und wieder zu predigen beginnt. Dies führte zu heftigen Reaktionen in der Bevölkerung.
Kaiser Konstantin persönlich appelliert in einem Brief an die zerstrittenen Parteien, sich in der Frage um die Beziehung zwischen Gott und Jesus Christus zu einigen. Die Positionen bleiben verhärtet. Im Jahre 325 n. Chr. lädt Kaiser Konstantin 1800 Bischöfe nach Nicäa, bei Konstantinopel ein. Etwas mehr als 300 Bischöfe folgen der Einladung. Die fehlende Einheit im Christentum soll wiederhergestellt werden. Das Nizäische Glaubensbekenntnis wird von der Mehrheit der Bischöfe unterzeichnet. Konstantin befiehlt den Anwesenden zuzustimmen (Eusebius: Vita Constantini 4). Das Trinitätsdogma wird als richtige Lehre verabschiedet und ihre Gegner verdammt. Das Bekenntnis von Nicäa prägt das Christentum bis in die heutige Zeit. Kaiser Konstantin ist oberster Priester (Pontifex Maximus ) aller heidnischen Priesterschaften und zugleich erster Bischof der christlichen Gemeinde. Der Kaiser spürte den wachsenden Druck der Germanen und der Perser an seinen römischen Grenzen und hat grössere Sorgen als unnützes Theologengeschwätz.
Eusebius berichtet, der Kaiser habe einem Engel des Herrn gleich, von Purpur, Gold und Edelsteinen starrend, den Vorsitz gehabt (Eusebius: Vita Constantiti 1,44). Für Küng ist klar, wer auf dem ökumenischen Konzil das Sagen hatte, einzig und allein der Kaiser.208 Jesus wird durch den Beschluss somit homoousius , sprich wesensgleich mit dem Vater. Für den Kirchengeschichtler Kelly stammt das Wort zweifellos aus dem Neoplatonismus und der Gnosis.209
Neben der rein theologischen Betrachtung stellen sich auch weitere Fragen: Welches Gewicht hat ein Bekenntnis, bei der weniger als zwanzig Prozent der eingeladenen Bischöfe zugestimmt haben? Wieso zeigte der lateinische Westen seinerzeit so wenig Interesse an dieser Problematik? Wie gross ist der Einfluss Kaiser Konstantins, der als Gastgeber auf seinem vergoldeten Thron das Konzil leitete? Sein Interesse galt sicherlich mehr der Einheit des Reiches als der Beleuchtung theologischer Gegensätze. Sein Einfluss zeigt sich schon dadurch, dass zuerst Arius verbannt wurde. Anschliessend holte er Arius zurück und Athanasius wurde verbannt. Der vorliegende Bekenntnistext aus Nicäa hat somit auch einen Bezug auf die historische Konfrontationssituation beider Parteien. Der Bekenntnistext ist zudem im negativen Sinne als Abgrenzung zur Gegnerschaft aufgestellt worden.
Kaiser Konstantin (reg. 307-337 n. Chr.) wechselte 326/327 n. Chr. zum (antitrinitarischen) Arianismus und liess sich auf dem Sterbebett arianisch taufen vom Ortsbischof Eusebius von Nikomedia.210 Ob Konstantin überhaupt Christ war, ist umstritten.
4.3 Antijüdische Tendenzen
Nicht weniger als 96 Kirchenkonzilien und 144 Päpste haben Gesetze gegen die Juden erlassen.211 Schon beim Barnabasbrief finden sich Gottesmordtheorien gegen die Juden (vgl. Bar Kap. 7). Ebenso bei Justin dem Märtyrer der davon schreibt, dass die Juden den Heiland getötet haben (Dial Kap. 16). Später schrieb der Erzbischof von Konstantinopel Chrystosomos (354-407 n. Chr.), dass die Synagoge „ein Hurenhaus, ein Seelenverderb und die Satansburg“ ist. (Adv. Jud. Kap. 1;6;7). Die Mord- und Fluchtheorien ziehen sich durch die gesamte Kirchengeschichte. Nach der Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.) und der Niederschlagung des Aufstandes Bar Kochbas (135 n. Chr.) sahen nicht wenige Israel als verworfen und ihre Ersatztheologischen Interpretationen als erfüllt an. Es entstand eine zunehmende Trennmauer zwischen Juden und Christen. Der jüdische Theologe David Flusser nimmt an, dass bis 279 n. Chr. (das Todesjahr von Rabbi Jochanan von Tiberias) die christlichen Schriftsteller jüdisches Material übernommen haben.212
Dieser abnehmende Austausch zwischen Juden und Christen war für den Ein-Gott-Glauben sicherlich nicht förderlich. Ein gläubiger Jude kann die Trinität nicht nachvollziehen. Weder eine Inkarnation Gottes, noch die reale Präexistenz des Messias oder eine Personifizierung des Heiligen Geistes. Hier wäre ein korrigierendes Eingreifen des jüdischen Glaubensbruders notwendig gewesen.
4.4 Erkenntnisse
Trotz der Bezugnahme auf die Heilige Schrift kommt es zunehmend zu einer Entfremdung von der ursprünglichen biblischen Lehre. Die platonischen Denkvorrausetzungen der Kirchenväter spiegeln sich in ihren Schriften wider. Angesichts der metaphysischen Voraussetzungen dieser Zeitepoche (griechisch-hellenistisch) war die unbiblische Terminologie sehr fragwürdig, um unter den neuen philosophischen Voraussetzungen die biblische Offenbarungs- und Erlösungsvorstellung zu bewahren.
Origenes war beispielhaft für die Situation der Kirchenväter in Bezug auf die Vorwürfe, gegen die es sich zu verteidigen galt. Eigentlich will er sich nicht auf diesen „philosophischen Schlagabtausch“ einlassen, doch ist er in die Arena des Feindes gestiegen, um den jüdischchristlichen Gott zu verteidigen. Eine zunehmende Entwicklung der Trinitätslehre von den Apostolischen Vätern bis zu den Altkatholischen Vätern ist eindeutig erkennbar.
Als ältester Kirchenvate r (auch wenn er kein Christ ist) wird Philo mit seiner Logos-Theorie einer der Meilensteine für die spätere Ausformulierung der Logos-Lehre. Generell war es die alexandrinische Theologie, die den Keim der Spiritualisierung und Weltflucht in sich trägt, eher ein Träger der Gottheit Christi, als dies bei den anderen Kirchenvätern der Fall war.
Das dogmatische Problem am Monotheismus festzuhalten und gleichzeitig Jesus Christus anzubeten, konnte erst zu einem späteren Zeitpunkt (Ende zweites – Anfang drittes Jahrhundert) gelöst werden. Solange der Sohn, wie der Heilige Geist in einer zeitlichen Abfolge stand oder als Werk Gottes bezeichnet wurde, ist die Trinitätslehre brüchig.
Mit dem Rückgriff auf den Neoplatonismus und seiner Substanzmetaphysik war es möglich, eine sprachliche Fixierung der Trinität zu erreichen, die bis dahin nicht gegeben war. Die Hypostatisierung Gottes ermöglichte es der trinitarischen Gegnerschaft aufzuzeigen, dass man Jesus anbeten konnte, ohne des Ditheismus überführt zu werden.
In der Zeit der vornizäischen Kirchenväter wird besonders das Verhältnis zwischen Vater und Sohn behandelt. Erst mit dem zweiten ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 n. Chr. wird der Heilige Geist zur vollen Gottheit anerkannt. Das trinitarische Dogma wird somit über ein halbes Jahrhundert nach Nizäa vervollständigt.
Die trinitarischen Formeln, inklusive der Zwei-Naturen-Lehre, mögen Impulse gegeben haben auf dem Weg zur Trinitätslehre, doch hat dies mehr mit der inneren Logik des neoplatonischen Denkens, als mit der biblischen Lehre gemeinsam.213 Die hellenistischen Reflexionen über Gott setzen zwar bei der Gotteserfahrung an, doch kommt es zu einer Verschiebung des ursprünglich alttestamentlich-jüdischen Gottesverständnisses.
Die Terminologie der Kirchenväter wird letztendlich im Nizäischen Glaubensbekenntnis verankert. Dies wird von den meisten Theologen auch nicht bestritten. Es erstaunt aber, dass daraus keine Konsequenzen abgeleitet werden, besonders bei den christlichen Glaubensgemeinschaften, die die Sola Scriptura (Allein die Schrift) als theologischen Grundsatz betrachten.
Eine mögliche Antwort könnte der berühmte Kirchenvater des Westens Augustinus liefern. In seinem dogmatischen Hauptwerk Die Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit beschreibt er die vorliegende Problematik. Die menschliche Sprache leide offenbar an grosser Armut, und man spreche von Drei Personen, um nicht schweigen zu müssen (vgl. De Trinitate V 9).
Für den Kirchengeschichtler Kraft ist die Entfaltung der Trinitätslehre ausschliesslich eine Leistung des griechischen Geistes, speziell der platonischen Philosophie und führt dies auf die Verbindung des biblischen und antiken Denkens zurück. Gleichzeitig betont er aber, dass die Beseitigung dieser Lehre den innersten Kern des Christentums zerstören würde.214
Der Theologe Benz geht noch einen Schritt weiter und legt sogar grossen Wert auf die besondere Leistung des hellenischen Geistes bei der Ausformulierung der Trinitätslehre.215 Der Prediger Lloyd-Jones warnt davor, die Trinitätslehre philosophisch zu erklären. Über Jahrhunderte sei dies versucht, doch immer unzureichend gewesen. Es bleibt ein Geheimnis und ist für den Verstand nicht zu fassen.216
Diese Meinungen sind beispielhaft für viele Theologen. Eines haben sie alle gemeinsam: Es zeigt ein Bild, das einerseits Annäherung an die Wahrheit im Auge hat, und andererseits diese Lehre als das geringere Übel darstellt, weil alle anderen Alternativen anscheinend noch schlechter sind.
Es konnte aufgezeigt werden, dass die neuen Begriffe ihren Ursprung nicht in der Bibel haben, sondern sich im Laufe der Geschichte bis hin zum Ersten Ökumenischen Konzil entwickelt haben.
Die Wesens- und Hypostasenbegriffe im nizänischen Glaubensbekenntis, haben keine biblische Grundlage und sind damit problematisch, den Gott der Bibel zu erklären. Ich behaupte sogar, sie sind kontraproduktiv und das aus mehreren Gründen:
1. Der eine Gott JHWH geht in der Trinität auf. Das Shema Israel bekommt eine neue und falsche Bedeutung.
2. Der Gottesbegriff wird ausserbiblisch, sprich philosophisch erklärt.
3. Der biblische Rahmen wird verlassen. Es gibt keine Trinität, Wesensgleichheit etc. in der Bibel.
4. Die Überdehnung der Verse in der Bibel führen zu Verzerrungen im Gottesverständnis.
5. Sie führen zu Spekulationen und gewinnen zunehmend eine Eigendynamik.
Wenn es den Theologen nicht möglich ist, ohne die Hilfe der Philosophie den biblischen Gott näher zu beschreiben, vertrete ich den Standpunkt, sie hätten lieber geschwiegen. Ist dies eine Kapitulation vor den Denkern der Philosophie? Sicherlich nicht. Es geht um Denkvoraussetzungen. Befinden sich diese ausserhalb des biblischen Rahmens, kommt es zu Verzerrungen oder synkretistischen Entwicklungen, welche nicht Ziel und Zweck der biblischen Lehre sein können. Was die Kirchenväter in dieser turbulenten Epoche an Schriften verfasst hatten ist beeindruckend, besonders in Zeiten der Christenverfolgungen. Eine zunehmende Entwicklung der Trinitätslehre von den Apostolischen Vätern bis zu den Altkatholischen Vätern ist eindeutig erkennbar.
Neben der Heiligen Schrift kannten sie auch die Werke der anderen Väter, waren in einem Lehrer- Schüler-Verhältnis oder zumindest durch die Schriften geprägt, welche ihnen vorlagen. Die gegenseitigen Abhängigkeiten sind im Anhang (Beziehungsmatrix der Kirchenväter) dargestellt. Wobei nur nachweisbare Beziehungen vermerkt wurden. Es ist davon auszugehen, dass die Verbindungen untereinander enger waren als dies in der vorliegenden Grafik ersichtlich ist. Auch der Ort an dem die Kirchenväter ihre Lehren entwickelt hatten (Alexandria, Kleinasien oder Rom) beeinflusste sie in ihrer Lehre, wie auch der geistig-kulturelle Hintergrund eine Rolle spielte.
Paulus wusste nichts von Hypostasen und Substanzen und war doch in der Lage, die Welt mit der Botschaft Jesu Christi zu verändern. Hätte das Nizänische Glaubensbekenntnis rückwirkend eine normative Bedeutung, so müsste man Paulus und den anderen Aposteln Naivität oder Unwissen unterstellen. Mindestens aber eine Unzulänglichkeit in ihrer Lehre vom Vater, Sohn und Heiligem Geist und damit automatisch ein verzerrtes Bild vom Evangelium. Paulus behauptet aber, er habe den gesamten Ratschluss Gottes verkündigt (vgl. Apg 20,27). Zudem verdanke er alles der Offenbarung durch Jesus Christus (vgl. Gal 1,12). Seine Informationsquelle bezüglich der Gotteslehre ist somit nicht die Philosophie. Er konnte ohne eine Intellektualisierung des Gottesbegriffes seinen Auftrag in der Welt erfüllen.
Der Begriff Philosophie wird nur einmal in der gesamten Bibel erwähnt. Paulus schreibt folgendes: Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren, trügerischen Philosophie einfangen wollen, mit Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus. (Kol 2,8)
Der bekannte Schweizer Dogmatiker Brunner schreibt dazu folgendes:
Andererseits müssen wir ehrlicherweise bekennen, dass die Dreieinigkeit weder ein Thema der urchristlich-neutestamentlichen Verkündigung, noch auch ein zentraler Inhalt des schlichten christlichen Gemeindeglaubens irgendeiner Zeit war ... Die kirchliche, durch das altkirchliche Dogma festgelegte Trinitätslehre ist nicht biblisches Kerygma [Predigt, Lehre], darum auch nicht Kerygma der Kirche, sondern eine theologische Schutzlehre für das biblisch-kirchliche Glaubenszentrum.217
Die weltbekannte Enzyclopedia Britannica schreibt hierzu:
Gläubige, die an GOTT als eine einzelne Person glaubten, bildeten am Anfang des dritten Jahrhunderts immer noch die grosse Mehrheit.218
Der Historiker Bergmeier bringt es auf den Punkt:
Und hätte Kaiser Theodosius im Jahre 380 nicht mit rund sechzig Erlassen und zum Teil drakonischen Strafandrohungen dem trinitarischen Christentum auf die Füsse geholfen, so wäre das Reich vermutlich in wer weiss wie viel christliche und heidnische Konfessionen zerfallen. Der Staat greift durch. Ohne Theodosius wäre der 'Sieg' des christlichtrinitarischen Christentums nicht möglich gewesen.219
4.5 Schlusswort
Das altrömische Glaubensbekenntnis , sowie das apostolische Glaubensbekenntnis sind frei von philosophischen Begriffen und zeugen von einer direkten Übernahme der Begrifflichkeiten aus der Heiligen Schrift (siehe Anhang: Glaubensbekenntnisse). Diese beiden Bekenntnisse bleiben innerhalb des biblischen-theologischen Rahmens. In diesen beiden Glaubensbekenntnissen kommt es nicht zu einer Überdehnung der Begrifflichkeiten in Bezug auf den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Diese Glaubensbekenntnisse sind als Grundpfeiler des christlichen Glaubens vollkommen ausreichend.
Die kirchliche Trinitätslehre ist eine griechische Schöpfung mit einem christlichen Einschlag. Das kirchliche Dogma der Trinität unterscheidet das traditionelle Christentum deutlich vom monotheistischen Judentum. Jeschua von Nazareth entwickelte keine neue Gotteslehre. Der Monotheismus von Mose und dem Messias ist identisch (5. Mose 6,4; Markus 12,28-29). Das
Gottesbild der Bibel ist durch das Alte Testament gegeben. Der wesentliche Bestandteil der Lehren des Messias betrafen die religiösen und politischen Zukunftshoffnungen des Volkes.
Die Bibel ist so geschrieben, dass sie jeder Wahrheitssuchende verstehen kann. Der Messias erklärte die Schrift auf einfache Weise. Es benötigt auch heute kein Philosophiestudium um den Gott der Bibel zu erkennen.
BIBLIOGRAPHIE
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Barnabasbrief
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Clemens von Rom: Clemensbrief, der Erste
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Cyprian: Briefe (Epistolae)
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Didache/Apostellehre
Diognetbrief
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Hirte des Hermas
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Hippolyt: Das Buch über Christus und den Antichrist (De Christo et Antichristo)
Hippolyt: Widerlegung aller Häresien (Refutatio omnium haeresium)
Irenäus: Erweis der apostolischen Verkündigung (Demonstratio apostolicae praedicationis)
Irenäus: Gegen die Häresien (Contra Haereses)
Josephus, Flavius: Jüdische Altertümer
Justin: Dialog mit dem Juden Trypho (Dialogus cum Tryphone)
Justin: Erste Apologie (Apologia Prima)
Justin: Zweite Apologie (Apologia Secunda)
Märtyrerakten: Martyrium des Hl. Polykarp
Märtyrerakten: Martyrium des Hl. Justin und seiner Genossen
Märtyrerakten: Die prokonsularischen Akten des Hl. Cyprian
Melito von Sardes: Vom Passa
Origenes: Contra Celsus (Contra Celsum)
Origenes: Vier Bücher von den Prinzipien (De Principiis)
Philo: Allegorische Erklärung der Gesetze (Legum allegoriae)
Philo: Über das Leben Moses (De vita Mosis)
Philo: Über die Einzelgesetze (De specialibus legibus)
Philo: Über die Cherubim (De Cherubim)
Philo: Über die Landwirtschaft (De acricultura)
Philo: Über die Schöpfung der Welt (De opificio mundi)
Philo: Über die Träume (De somniis)
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Theophilus: An Autolykus (Ad Autolycum)
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ANHANG
Beziehungsmatrix der Kirchenväter
Glaubensbekenntnisse
Altrömisches Glaubensbekenntnis (Entstehungszeit um 130)
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen; Und an Jesus Christus, seinen Sohn, den Einziggeborenen, unseren Herrn, der geboren ist aus Heiligem Geist und Maria, der Jungfrau, der unter Pontius Pilatus gekreuzigt und begraben wurde, am dritten Tag auferstand von den Toten, aufstieg in den Himmel, zur Rechten des Vaters sitzt, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten; Und an den Heiligen Geist, die heilige Kirche, die Vergebung der Sünden, des Fleisches Auferstehung.
Apostolisches Glaubensbekenntnis (Entstehungszeit Ende 2. Jh. - Ökumenische Fassung)
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
Nizäisches Bekenntnis (Erstes Ökumenisches Konzil, Nicäa 325)
Wir glauben an einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heisst: aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri); durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist; der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist, Mensch geworden ist, gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist, aufgestiegen ist zum Himmel, kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten; Und an den Heiligen Geist. Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“, und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die belegt die katholische Kirche mit dem Anathema.
Fussnoten:
1 Heinisch: Der Einfluss Philos, S. 2.
2 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 79.
3 Huber: Philosophie der Kirchenväter , S. 1.
4 Böhm: Rezeption und Funktion der Vätererzählungen bei Philo von Alexandria , S. 45.
5 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 83.
6 Heinisch: Der Einfluss Philos , S. 7.
7 Im engeren, stärker geschichtlich geprägten Sinn versteht man unter Platonismus die Lehre des antiken griechischen Philosophen Platon und unter Platonikern die antiken Philosophen, die sich zu dieser Lehre bekannten. Platon gründete die Platonische Akademie, die älteste institutionelle Philosophenschule Griechenlands, von der aus sich der Platonismus über die antike Welt verbreitete. In Platons Philosophie ist die Seele als immaterielles Prinzip des Lebens individuell unsterblich. Ihr Dasein ist von dem des Körpers gänzlich unabhängig; sie existiert vor seiner Entstehung und besteht nach seiner Zerstörung unversehrt fort (Prä- und Postexistenz). Der Leib, der mancherlei Beeinträchtigungen und letztlich der Vernichtung unterliegt, ist der unsterblichen, unzerstörbaren Seele untergeordnet. Es steht ihr zu, über ihn zu herrschen. Der Körper ist, negativ ausgedrückt, ihr „Grab“ oder „Gefängnis“ – eine berühmt gewordene Formulierung Platons. (Wikipedia)
8 Als Stoa wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet. Tatsächlich geht der Name auf eine Säulenhalle auf der Agora, dem Marktplatz von Athen, zurück, in der Zenon von Kition um 300 v. Chr. seine Lehrtätigkeit aufnahm. Ein besonderes Merkmal der stoischen Philosophie ist die kosmologische, auf Ganzheitlichkeit der Welterfassung gerichtete Betrachtungsweise, aus der sich ein in allen Naturerscheinungen und natürlichen Zusammenhängen waltendes universelles Prinzip ergibt. Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebt. (Wikipedia)
9 Das Wasser ist für Thales der Ursprung aller Dinge.
10 In seinem Werk Über die Natur sieht er die Luft als Urstoff und unbeschränkt an. So entsteht aus ihr alles: durch Verdichtung Wasser und Gestein, durch Verdünnung Feuer. Auch das Göttliche kommt entweder aus der Luft oder ist die Luft. Er ist der erste, der den Begriff der Verwandlung eines Stoffes einführt, der später bei Platon, Aristoteles und noch in der modernen Physik eine wichtige Rolle spielt. Damit wirft er den Begriff der Ur-Kraft auf, die den Ur- Stoff erst bearbeiten kann. Das belebende Prinzip liegt im Stoff selbst, weshalb auch die Rede von der Stoffbelebungslehre ist. (Wikipedia)
11 Heinisch: Der Einfluss Philos , S. 5.
12 Josephus: Jüdische Altertümer. Buch XVIII, Kap. 8, S. 1-2.
13 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte . Band. 1, S. 35.
14 Runia: Philo in Early Christian Literature, A Survey , S. 3.
15 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 95.
16 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 107.
17 Huber: Philosophie der Kirchenväter , S. 5.
18 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 106.
19 Das Buch Jesus Sirach 132 v. Chr. ist vom Enkel des Verfassers in Alexandrien ins Griechische übersetzt worden (Kraft: Die Kirchenväter , S. 84). In der Weisheitstheologie Sirachs kommt es an zwei Stellen zur Personifizierung dieser Weisheit (vgl. Sirach 24,3.9). Die alttestamentarische jüdische und die neutestamentliche theologische Forschung widmen sich mit grosser Aufmerksamkeit diesem Werk Das zur Hypostase tendierende Weisheitsbild und ihrer Synthese von Weisheit und Thora ist erwähnenswert. (Wischmeyer: Die Kultur des Buches Jesus Sirach , S. 7).
20 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 110.
21 Zitiert bei Hemphill: Ehre sei Gott in der Höhe , S. 394.
22 Lehrer und Priester erhalten den Vatertitel, wenn man von ihrem Ansehen, ihrer Autorität oder Vertrauenswürdigkeit sprechen will. Dieser Begriff ist von Anfang in der Kirche zu finden, gleich wie in der jüdischen und heidnischen Welt. Um sich gegen Häretiker abzugrenzen, muss ferner der Begriff der Rechtgläubigkeit dazukommen, was aus dem Vater einen Kirchenvater macht (Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa, X-XI).
23 Stammberger: Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis zur Neuzeit, S. 81.
24 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 59.
25 Stammberger: Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis zur Neuzeit , S. 81.
26 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 1.
27 Es existiert kein Textnachweis im vollen Wortlaut aus der vornizäischen Zeit zu Mt 28,19. Bei Eusebius findet sich eine Alternative: „Gehet hin und lehret alle Völker in meinem Namen! (Hist Eccl, 3. Buch, Kap. 5). Eusebius berichten von Häretikern die wie folgt tauften: „die Im Namen des unerkennbaren Vaters aller, in der Wahrheit, der Mutter aller, und in dem, der auf Jesus herabgekommen ist.“ (Hist Eccl, 4. Buch, Kap. 11). 17-mal wird der Wortlaut bei Eusebius ohne Taufbefehl und 3 Stellen mit dem vollen Wortlaut wiedergegeben (Fred C. Conybeare, Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft, Band 2, The Eusebian form of the Text Matth. 28,19, S. 275ff.).
28 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 12.
29 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 60.
30 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 4.
31 Wick: Die urchristlichen Gottesdienste. Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel-Synagogen- und Hausfrömmigkeit , S. 367.
32 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 197.
33 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 9.
34 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 59.
35 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 9.
36 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 162.
37 Hausschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Alte Kirche und Mittelalter . Band 1, S. 8.
38 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 162.
39 Juden die sich auf das Ritualgesetz stützen und nicht auf Christus.
40 Eng verbunden mit der gnostischen Lehre, z.T. als synonym verwendbar (vgl. Kap. 2.4.2). Die Doketen (gr. dokein: schein) leugnen das Leiden, den Tod Jesu am Kreuz sowie die Auferstehung in dem alles nur scheinbar geschehen wäre.
41 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 13.
42 Die urchristlichen Gottesdienste. Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel- Synagogenund Hausfrömmigkeit, S. 374.
43 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 61.
44 Uhlmann: Das Christentum in der Antike , S. 29.
45 Zeller: Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 35, S. 112-113.
46 Jakobs: Das Christentum in der antiken Welt , S. 30.
47 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 48, 201.
48 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 18.
49 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 61.
50 Vgl. auch die Märtyrerakten Martyrium des Hl. Polykarp (BKV I,14)
51 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 184.
52 Wick: Die urchristlichen Gottesdienste. Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel- Synagogen- und Hausfrömmigkeit , S. 376.
53 Nach Grillmeiers Einschätzung beziehen sich die Kyriosnamen für Christus bei Polykarp, dem Barnabasbrief und dem ersten Clemensbrief auf die kosmische Rolle und die Schöpfungsmittlerschaft (Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 95).
54 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 21.
55 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 63.
56 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 63.
57 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 23.
58 Der zweite Teil des Briefes (Barn 18-20) beschreibt den Weg des Lichtes, in vielfacher Übereinstimmung mit der Didache (Did 1- 5). Er empfiehlt gute Werke, Reinheit des Wandels, aufrichtige Gesinnung, Beherrschung der Zunge, Nächstenliebe, Güte. Der Weg der Finsternis ist krumm und voll Fluches; er zählt eine Reihe von Sünden auf und warnt vor ihnen (Zeller 1918:71-73).
59 Zeller: Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 35, S. 73.
60 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 63.
61 Notiz im Kanon Muratori 73-80 „…den Hirten aber hat neuerdings zu unserer Zeit in der Stadt Rom Herma geschrieben …“
62 Der Kanon Muratori ist eines der wichtigsten Zeugnisse für die frühe Kanongeschichte des NT. Die meisten Historiker vermuten, dass es ursprünglich im späten 2. Jahrhundert in griechischer Sprache verfasst wurde.
63 Jordan: Geschichte der altchristlichen Literatur., S. 181.
64 Zeller: Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 35, S. 73.
65 Zeller: Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 35, S. 73.
66 Der Montanismus ist eine der letzten grossen prophetischen Bewegungen der Alten Kirche und geht auf Montanus zurück. Später hat die Grosskirche Synoden gegen die Monatanisten abgehalten und ihre Mitgliedschaft unter Strafe gestellt (vgl. Burckhard: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, S. 1372).
67 Die regula fidei bezeichnet die wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens in der apostolischen Überlieferung. Der Inhalt leitet sich gemäss den altchristlichen Autoren direkt vom Zeugnis der Apostel ab. Verschiede Kirchenväter des zweiten und dritten Jahrhunderts verwenden diese Norm des Glaubens. Irenäus beschreibt sie in seinen Häresien (vgl. Haeres I 10,1).
68 Gaâb: Der Hirte des Hermas. Ein Beitrag zur Patristik. S. 154, 157.
69 Simonis: Jesus Christus, wahrer Mensch und unser Herr , S. 185-187.
70 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 30.
71 Jordan: Geschichte der altchristlichen Literatur , S. 183
72 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 37.
73 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 65.
74 Zeller: Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 35, S. 4.
75 Jacobs: Das Christentum in der antiken Welt . S. 23-24.
76 Die Bezeichnung Knecht Gottes wird im Alten Testament und im Judentum für Mose, David, verschiedene Fromme, einzelne
Propheten oder auch für Israel selbst (vgl. Jes 41,8.9) angewendet.
77 Milavec: The Didache. Text, Translation, Analysis, and Commentary , S. 63.
78 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 41.
79 Athenagoras erwähnt in seiner Schrift den Atheismus, thyesteische Mahlzeiten (Kannibalismus) und ödipodeische Unzucht (vgl. Apol 3).
80 Grammatiker, Rhetoriker, Anwalt und Lehrer von Mark Aurel.
81 Celsus war ein antiker Philosoph (Platoniker) im späten 2. Jahrhundert. Er verfasste die älteste bekannte Streitschrift gegen das Christentum mit dem Titel Wahre Lehre ist wahrscheinlich um 178 entstanden, vermutlich in Alexandria. Der Originaltext ist nicht erhalten, das Werk kann aber aus den Zitaten der Gegenschrift des Origenes Gegen Celsus, teilweise rekonstruiert werden (von Ostheim: Ousia und Substantia. Untersuchungen zum Substanzbegriff bei den vornizäischen Kirchenvätern, S. 19).
82 „Gegen die Christen“ (Katá Christianōn). Plotin legte grossen Wert auf die Bekämpfung von Religionen, die er für schädlich hielt. Daher polemisierte er gegen die Gnostiker und übertrug wohl Porphyrios die Aufgabe, die Lehre der Christen zu widerlegen. Vermutlich diesem Auftrag folgend, verfasste Porphyrios – allerdings erst nach Plotins Tod – die Kampfschrift „Gegen die Christen“ in fünfzehn Büchern. Das Werk ist nicht erhalten, da die Handschriften nach dem Sieg des Christentums systematisch vernichtet wurden. Einzelne Argumente können aber aus Zitaten rekonstruiert werden. (Wikipedia)
83 Weigt: Porphyrios - Gegen die Christen. S. 13.
84 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 41.
85 Diese Religion hat sich im zweiten Jahrhundert nach Christus im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Mit ihrem methodischen Synkretismus vereint sie alle Lehren, Anschauungen und Religionen. Sie infiziert das Judentum und verbreitet sich im ersten
Jahrhundert auch im Christentum (Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte, Band 1, S. 83).
86 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 42.
87 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 85.
88 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 42.
89 Simonis: Die Kirche Christi. Ekklesiologie, S. 158.
90 von Ostheim: Ousia und Substantia. Untersuchungen zum Substanzbegriff bei den vornizäischen Kirchenvätern , S. 21.
91 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 74.
92 Vgl. auch die Märtyrerakten Martyrium des Hl. Justin und seiner Genossen (BKV I,14)
93 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 44.
94 Bibliothek der Kirchenväter. 1. Reihe, Band 12. Frühchristliche Apologeten und Märtyrerakten Band I , S. 58.
95 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 75.
96 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 46.
97 Ein spätes Werk des griechischen Philosophen Platon, verfasst um 360 v. Chr., das sich mit naturphilosophischen, kosmologischen und mathematischen Fragen beschäftigt. Manche behaupten, eine Trinität in dieser Schrift zu erkennen: Der Demiurg (Baumeister) entspricht dem Vater, die Seele der Welt ist der Sohn und der dem Demiurg nachgeahmten Vorbild der Heilige Geist.
98 Zierbritzki: Heiliger Geist und Weltseele: Das Problem der dritten Hypostase bei Origenes, Plotin und ihren Vorläufern , S. 4.
99 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 77.
100 Eine kombinierte Darstellung des Lebens Jesu Christi aus den vier Evangelien.
101 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 56.
102 Richter: Oikonomia. Der Gebrauch des Wortes Oikonomia im Neuen Testament, bei den Kirchenvätern und in der theologischen Literatur bis ins 20. Jahrhundert , S. 113-116.
103 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 46-47.
104 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 48, 228.
105 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 57.
106 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 57.
107 Harnack: Lehrbuch der Dogmengeschichte. Erster Band. Die Entstehung des kirchlichen Dogmas , S. 429.
108 Der Begriff trias (Dreiheit) findet zuerst Einzug in den Schriften bei Theophilus und Tertullian als trinitas (Dreieinigkeit) in der lateinischen Version (vgl. Hase: Evangelische Dogmatik, S. 513).
109 Haudel: Die Selbsterschliessung des dreieinen Gottes. Grundlage eins ökumenischen Offenbarungs-, Gottes- und Kirchenverständnisses , S. 100.
110 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 227-228.
111 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 60.
112 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 209.
113 The Journal of Northwest Theological Seminary. http://www.kerux.com/documents/KeruxV4N1A1.asp
114 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 209.
115 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 212.
116 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 94.
117 Krause: Theologische Realenzyklopädie . Band. 3, S. 384.
118 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 73. 119 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 78.
120 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 74.
121 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 46-47.
122 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 137.
123 Die alexandrinische Katechetenschule besteht von 180-400 n. Chr. Die erste Katechetenschule entstand um das Jahr 150 in Alexandria. Sie wurden nach dem Muster der heidnischen Philosophenschulen eingerichtet und gilt als die erste christliche Bildungseinrichtung, in der auch die griechische Philosophie rezipiert wurde. Unterrichtet wurde in allen Gebieten der Theologie, Rhetorik, klassischen Literatur und elektischen Philosophie. Die Katechetenschule stand unter der Aufsicht des Bischofs. (Wikipedia)
124 Lucius Severus (146-211) war römischer Kaiser von 193-211. Unter seiner Regierung folgten lokale Christenverfolgungen.
125 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 140.
126 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 139.
127 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 172.
128 Fiedrowicz: Theologie der Kirchenväter. Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion , S. 28.
129 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 144.
130 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 140.
131 Engellehre und Ideenlehre verweben sich schon bei Philo zu einem theosophischen Mythos. Nach Philo kehren die Seelen der Gerechten in die Engelwelt/Ideenwelt zurück (Neumark: Geschichte der jüdischen Philosophie des Mittelalters. Band 1, S. 29).
132 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 41-42.
133 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 57-58.
134 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 105.
135 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 149.
136 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 166.
137 Geerlings: Theologen der christlichen Antike. Eine Einführung , S. 53.
138 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 177. 139 Fiedrowicz: Theologie der Kirchenväter. Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion, S. 66.
140 Fiedrowicz: Theologie der Kirchenväter. Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion, S. 66.
141 Fiedrowicz: Theologie der Kirchenväter. Grundlagen frühchristlicher Glaubensreflexion , S. 31.
142 Fiedrowicz 2007:31
143 Beyschlag 1982:206
144 In seiner Dissertation zum Wesensbegriff aus der vornizäischen Zeit hat der Autor alle Schriften der Kirchenväter untersucht und ist zum Ergebnis gekommen, dass der Begriff im frühen Christentum sehr selten vorkommt und nicht von zentraler Bedeutung ist Der Begriff kommt ursprünglich nicht aus der Bibel, sondern taucht erst mit der antignostischen Literatur (Irenäus, Hippolyt, Clemens) auf, Mitte des zweiten Jahrhunderts. Auch der Vergleich mit den Nag Hammadi Schriften zeigt, dass substantia ein typisch gnostischer Begriff ist. (von Ostheim: Ousia und Substantia. Untersuchungen zum Substanzbegriff bei den vornizäischen Kirchenvätern, S. 34, 37, 341).
145 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 280.
146 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 60.
147 Zierbritzki: Heiliger Geist und Weltseele: Das Problem der dritten Hypostase bei Origenes, Plotin und ihren Vorläufern , S. 236
148 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 168.
149 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 224-225.
150 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 142-143, 149.
151 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 266.
152 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie , S. 304.
153 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 149.
154 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 55.
155 Ohlig: Ein Gott in Drei Personen? Vom Vater Jesu zum «Mysterium» der Trinität , S. 57.
156 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 268.
157 Hausschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte . Band 1. Alte Kirche und Mittelalter , S. 12.
158 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie , S. 303.
159 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 240.
160 Huber: Philosophie der Kirchenväter, S. 93.
161 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 241.
162 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 242.
163 Die Schrift richtet sich gegen einen gewissen Noet von Smyrna, der wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts Bischof dieser Gemeinde ist und monarchianische Lehren vertritt. (Dünzl 2006:36).
164 Sabellius war ein Priester und Theologe des dritten Jahrhunderts. Vermutlich kommt er aus Libyen oder Ägypten und stirbt in der Verbannung auf der Insel Thasos. Er lehrte 217 in Rom die Doktrin einer sogenannten ökonomischen Trinität, auch als modalistischer Monarchianismus bezeichnet, nach der Gott unteilbar ist, wobei Vater (Schöpfer und Gesetzgeber), Sohn (Erlöser) und Heiliger Geist (die göttliche Gegenwart unter Menschen) drei zeitlich aufeinanderfolgende Erscheinungsformen desselben Wesens sind.
165 Kurzfristig kam es zu einem auf Rom beschränkten Schisma. Schliesslich aber behauptete sich Kallist. Die Anhänger seiner Christologie wurden Monarchianer genannt, weil sie (im Gegensatz zu den Theologen des Ostens) die Identität der Herrschaft von Vater und Sohn betonen. Tertullian bekämpfte die Doktrin der römischen Gemeinde und damit auch Kallist.
166 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. 248.
167 Dünzl: Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche , S. 38.
168 Huber: Philosophie der Kirchenväter, S. 93.
169 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 235-236.
170 Huber: Philosophie der Kirchenväter, S. 98-99.
171 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 150-151, 159.
172 Harnack: Lehrbuch der Dogmengeschichte. Band 1, S. 159.
173 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie, S. 302.
174 Für Halfwassen ist es eine der merkwürdigsten Ironien der Geschichte, dass ausgerechnet der Christenfeind Porphyrius (234- 305, Schüler Plotins → Begründer des Neuplatonismus) mit seinem trinitarischen Gottesbegriff, den er aus der Interpretation des Chaldäischen Orakels entwickelte, zum wichtigsten Anreger für die Entwicklung des Trinitätsdogmas wurde (2004:152). Beide Parteien, Arianer wie Orthodoxe, nutzen neoplatonische Denkformen und neoplatonische Begriffe wie „Wesen“ (gr. ousia) oder Hypostase für ihre Thesen (:166).
175 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 150-151, 158.
176 Moltmann: Die Trinität und Reich Gottes: Zur Gotteslehre , S. 31-32.
177 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie, S. 302.
178 Greshake: Hinführung zu einem glauben an einen drei-einen Gott, S. 78.
179 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie, S. 302-303.
180 Grillmeyer: Jesus Christus im Glauben der Kirche. Band 1, S. 250.
181 In seiner Dissertation über ausserchristliche Einflüsse bei der Entwicklung des Trinitätsdogmas kommt der Autor zum Ergebnis, dass der trinitarische Gottesbegriff nur mit Hilfe von erheblichen Konzessionen an den Neoplatonismus und nur als grosses Mysterium, die Trinität die Wahrheit sei (Gerlitz: Ausserchristliche Einflüsse auf die Entwicklung des christlichen Trinitätsdogmas. Zugleich ein religions- und dogmengeschichtlicher Versuch zur Klärung der Herkunft der Homousie , S. 269, 271-272). Besonders die dritte Hypostase (Heiliger Geist) trage die „Schlacken“ der religionsgeschichtlichen Vergangenheit mit sich.
182 Loofs: Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte , S. 90.
183 Kellner: Tertullians sämtliche Schriften , S. 527.
184 McGrath: Der Weg der christlichen Theologie, S. 302.
185 Hausschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Band 1. Alte Kirche und Mittelalter , S. 167.
186 Tuggy: The Lost Early History of Unitarian Christian Theology. Dr. Tuggy demonstrates that they were "unitarian"
in their view of God rather than Trinitarian. https://www.youtube.com/watch?v=0Hnlw4iMhE8
187 Zitiert bei Hemphill: Ehre sei Gott in der Höhe , S. 460.
188 Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte , Band 1, S. 160
189 Unter den lateinischen Vätern hat es viele Nordafrikaner, wie Kraft bemerkt. Er nennt zwei mögliche Gründe: Der afrikanische Montanismus sowie der Übertritt gelehrter Heiden (Tertullian, Minucius Felix, Cyprian, Lactantius, Arnobius, Augustin etc.) zum Christentum, die alle über eine lateinische Rhetorenausbildung (seiner Zeit eine Art Dr. phil.) verfügen. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man das kleine römische Gebiet in Nordafrika mit dem übrigen Reich des lateinischen Westens vergleicht. (Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa, S. 259)
190 Vgl. auch die Märtyrerakten: Die prokonsularischen Akten des Hl. Cyprian (BKV I,14)
191 Kurz: Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte . Erster Band, S. 312.
192 Proksch: Christus in den Schriften Cyprians von Karthago , S. 11, 245.
193 Meier: Die Lehre von der Trinität in ihrer historischen Entwicklung . Erster Band, S. 87.
194 Die nachapostolischen Väter hatten trotz ihres engen Kontaktes zu den Aposteln schon deutliche Defizite in ihrer Lehre. Sierszyn (2000 Jahre Kirchengeschichte, Band 1, S. 67-71) erwähnt die Bemühungen der Väter, den urchristlichen Glauben zu bewahren. Doch zeigen sich schon deutliche Unterschiede zur Schrift auf, die er an drei Punkten festmacht: Veränderung der Rechtfertigungslehre (Übergang zur Werksgerechtigkeit), Abendmahl (bekommt eine magisch-dingliche Wirkung und ist heilsvermittelnd) und das Bischofsamt (Priester werden zu Heilsvermittlern).
195 Der modalistische Monarchianismus versuchte die volle Gottheit des Sohnes zu bezeugen und dabei zwecks Wahrung des Monotheismus zu Positionen gelangte, die zumindest aus der Sicht der Gegner auf eine Identität von Vater und Sohn hinausliefen. Die frühesten Monarchianer im 2. und 3. Jahrhundert waren Noëtus von Smyrna und Praxeas. Beide wurdenpolemisch als Patripassianer bezeichnet. Patripassianismus („Leiden des Vaters“) war ein von Tertullian eingeführter Kampfbegriff; Patripassianismus lehrt, dass es der Vater war, der Mensch wurde, von einer Jungfrau geboren wurde und der am Kreuz litt und starb. (Wikipedia)
196 Heinisch: S. 30.
197 Eine antike Übersetzung von hebräischen oder altgriechischen Bibel-Handschriften in das Aramäische.
198 Midrasch ist die Auslegung religiöser Texte im rabbinischen Judentum.
199 Heinisch: S. 31.
200 Heinisch: S. 36-42.
201 Von Harnack: Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius , Teil 1, S. XXXVI
202 Hieronymus, epistula 21,13,4/6 („An Damasus“)
203 Bergmeier: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums , S. 60, 64.
204 Bergmeier: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums , S. 71-72, 80.
205 Mosheim: Institutes of Ecclesiastical History. Ancient and Modern . Vol. I., S. 386.
206 Walchs: Entwurf einer vollständigen Historie der Kirchenversammlungen , S. 140.
207 Mosheim: Institutes of Ecclesiastical History. Ancient and Modern . Vol. I., S. 386.
208 Küng: Das Christentum. Wesen und Geschichte , S. 222.
209 Kelly: Altchristliche Glaubensbekenntnisse , S. 244-227.
210 Bergmeier: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums , S. 190, 192.
211 Lapide: Der Jude Jesus. Thesen eines Juden. Antworten eines Christen , S. 10.
212 Flusser: Entdeckungen in Neuen Testament. Band 1, S. 10.
213 Fischer: Haben Christen drei Götter? S. 109.
214 Kraft: Die Kirchenväter. Bis zum Konzil von Nizäa , S. XIV
215 Benz: Geist und Leben der Ostkirche , S. 38.
216 Lloyd-Jones: Gott der Vater , S. 107.
217 Brunner: Dogmatik Band 1. Die christliche Lehre von Gott , S. 208-209.
218 Online im Internet: http://www.studylight.org/encyclopedias/bri/print.cgi?n=28558 11th Edition.
219 Bergmeier: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums , S. 147, 232.