Christus der Hohepriester (-> Melchisedek)
Der Hohepriester hat die Aufgabe durch Opferblut das sündige Volk mit Gott zu versöhnen. Der levitische Hohepriester ging einmal jährlich mit dem Opferblut in das Allerheiligste (3. Mose 16). Der Messias ist im Himmel (Hebräer 8,1) zur Rechten Gottes und vertritt uns ununterbrochen.
Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist),auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinigkeit des Fleisches heiligt, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen! (Hebräer 9,11-14).
Denn da das (mosaische) Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat, so kann es nimmer mit denselben Schlachtopfern, welche sie alljährlich ununterbrochen darbringen, die Hinzunahenden vollkommen machen. Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden. (Hebräer 10,1+14)
Echtes Hohepriestertum setzt Berufung von Gott voraus:
Und du, du sollst zu dir nahen lassen deinen Bruder Aaron und seine Söhne mit ihm, aus der Mitte der Kinder Israel, um mir den Priesterdienst auszuüben: Aaron, Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar, die Söhne Aarons. (2. Mose 28,1)
Der Messias hat sich dieses Amt nicht angemasst, sondern wurde ebenfalls dazu berufen:
Und niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern als von Gott berufen, gleichwie auch Aaron. Also hat auch der Christus sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der, welcher zu ihm gesagt hat: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt". Wie er auch an einer anderen Stelle sagt: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks."Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl Bitten als Flehen dem, der ihn aus dem Tode zu erretten vermochte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht hat (und um seiner Frömmigkeit willen erhört worden ist),obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte; und, vollendet worden,ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüßt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks. (Hebräer 5,4-10)
Jesu Hohepriestertum ist dem levitischen Priestertum überlegen, womit das levitische Priestertum als Typos für das Priestertum Melchisedeks verstanden werden kann.
Und als er zurückgekehrt war, nachdem er Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm gewesen, geschlagen hatte, zog der König von Sodom aus, ihm entgegen, in das Tal Schawe, das ist das Königstal.. Und Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt! Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. (1. Mose 14,17-20)
Levi war noch in der Lende Abrahams (Hebräer 7,10), als dieser Melchisedek begegnete (1. Mose 14,17). Das spätere Priestertum der Leviten teilt somit die Stellung seines Stammvaters gegenüber Melchisedek. Dieser ist Abraham überlegen, da er von ihm den Zehnten bekam und dafür gesegnet wurde.
Würde das aaronitische Priestertum Vollendung bewirken, wäre eine neue priesterliche Ordnung nicht notwendig. Doch der Messias beseitigt das aaronitische Priestertum und setzt das ewige Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks wieder ein. Mit der Aufhebung des aaronitischen Priestertums ist auch das Mosaische Gesetz erfüllt (Hebräer 7,12; Galater 3,24-25). Wir unterstehen jetzt einem besseren Bund (Hebräer 7,22), denn der alte Bund ist dem verschwinden nahe (Hebräer 8,13).
Wenn nun die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum wäre (denn in Verbindung mit demselben hat das Volk das Gesetz empfangen), welches Bedürfnis war noch vorhanden, daß ein anderer Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufstehe, und nicht nach der Ordnung Aarons genannt werde? Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt. Denn der, von welchem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamme, aus welchem niemand des Altars gewartet hat. Denn es ist offenbar, daß unser Herr aus Juda entsprossen ist, zu welchem Stamme Moses nichts in Bezug auf Priester geredet hat. Und es ist noch weit augenscheinlicher, wenn, nach der Gleichheit Melchisedeks, ein anderer Priester aufsteht, der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens. Denn ihm wird bezeugt: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks". Denn da ist eine Abschaffung des vorhergehenden Gebots seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen (denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht) und die Einführung einer besseren Hoffnung, durch welche wir Gott nahen. Und inwiefern dies nicht ohne Eidschwur geschah,(denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: "Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit [nach der Ordnung Melchisedeks]"), insofern ist Jesus eines besseren Bundes Bürge geworden. Und jener sind mehrere Priester geworden, weil sie durch den Tod verhindert waren zu bleiben, dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher vermag er auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er immerdar lebt, um sich für sie zu verwenden. Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, sodann für die des Volkes; denn dieses hat er ein für allemal getan, als er sich selbst geopfert hat. Denn das Gesetz bestellt Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit haben; das Wort des Eidschwurs aber, der nach dem Gesetz gekommen ist, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit. (Hebräer 7,11-28)
Das Priestertum Melchisedeks ist ein ewiges Priestertum,während das aaronitische Priestertum abgelöst wird:
Geschworen hat JHWH, und es wird ihn nicht gereuen: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!" (Psalm 110,4)
Ein weiterer Punkt ist die Mutter- und Vaterlosigkeit Melchisedeks.
Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend, aber dem Sohne Gottes verglichen, bleibt Priester auf immerdar. (Hebräer 7,3)
Der Versuch diesen Vers Christologisch zu deuten, im Sinne der Präexistenz ist sinnlos. Hier ist von Melchisedek die Rede und nicht vom Messias. Somit wäre Melchisedek "ebenfalls" ein präexistentes Wesen. Er ist auch nicht der Sohn Gottes (Messias), im Sinne einer Reinkarnation. Solche gnostischen Ideen sind der Bibel völlig fremd.
Das Slawische Henochbuch (2Hen, vermutlich 1. Jh. in Alexandrien) enthält Informationen über Melchisedeks Empfängnis und Geburt. Melchisedeks Mutter Sopanima war unfruchbar (Hen 71,1) und unberührt von ihrem Mann und Priester Nir (2Hen 73,2). Sie wurde auf unerklärliche Weise schwanger (2Hen 71,3). Die Mutter verstarb während der Schwangerschaft und das Kind entband sich selber aus der toten Mutter und setzte sich neben ihr auf das Bett (2Hen 71,16-17). Später nahm dann der Erzengel Michael den Knaben mit in der Garten Eden (2Hen 71,28), wo er in Ewigkeit bleiben sollte (2Hen 72,5). Ob der biblische Melchisedek mit dem Melchisedek-Knaben aus dem Slawischen Henochbuch etwas zu tun hat, ist äusserst fraglich.
Eine Erklärung könnte der Tod seiner gesamten Verwandtschaft sein oder ein Findelkind, wodurch er ohne Vater, Mutter und Geschlechtsregister wäre.
Midrash Esther 2,7 (93b): Rabbah († 247) hat gesagt: War Ester denn ein Findelkind, dass es von ihr heisst: Sie hat weder Vater noch Mutter? Ester 2,7. Vielmehr als ihre Mutter mit ihr schwanger ging, starb ihr Vater, u. als sie geboren war, starb ihre Mutter. [1]
Die Schrift erwähnt weder die Geburt noch den Tod Melchisedeks, so gilt nach rabbinischem Grundsatz "quod non in thora non in mundo" (was nicht geschrieben steht, besteht nicht). Selbstverständlich hatte er eine leibliche Mutter und einen leiblichen Vater, wie jeder ab Adam und Eva. Eine Ausnahme bildet der Messias durch seine einzigartige (monogenes Joh 1,14) Geburt.
[1] Esther Rabbah 6:5 "He was foster father to Hadassah (Esther 2:7)": why is she named Hadassah? Her smell was sweet and her taste was bitter. Thus Esther was sweet to Mordechai and bitter to Haman. "For she had neither father nor mother": Rabbi Pinchas and Rabbi Chama son of Gurion in the name of Rab: "And was she of unknown parentage, as it says: "For she had neither father nor mother"? Rather her mother was pregnant when her father died and when she was born her mother died".
https://www.sefaria.org/Esther.2.7?lang=bi&p2=Esther_Rabbah.6.5&lang2=bi
Esther Rabbah
Composed in Talmudic Israel/Babylon (c.1100 - c.1300 CE). Esther Rabbah, also known as “Midrash Achashverosh” or “Midrash Megillah,” is a midrash on the Book of Esther consisting of two distinct parts: the first, compiled around the sixth century, provides verse-by-verse interpretations. The second, compiled around the 11th century, retells and expands upon the Esther story. The two parts were likely compiled into one work around the 12th or 13th century.